2. Sylt - Muiderzand
Hörnum, Sylt - Helgoland
Donnerstag 8. September. Wir legen 8:00 Uhr ab und fahren mit ablaufendem Wasser unter Motor vorbei an
der Hörnum-Odde, der Südspitze der Insel Sylt. Im Vortrapptief ist die Strömung sehr stark.
Auf der kleinen Sandbank Jungnamensand westlich der Insel Amrum tummeln sich Robben in der Sonne.
Hinter der Ansteuertonne Vortrapptief setzen wir Segel. Bei Wind 4 Bft und mit der Strömung fahren
wir 6.5 kn über Grund. In knapp 6 Stunden segeln wir bis Helgoland. Unterwegs gibt es eine Zeit lang
auf 360° Grad nur Wasser um uns herum. Helgoland bleibt lange im Dunst verborgen. Erst 5 sm vor der
Insel erscheint ein Funkmast im Blickfeld, dann werden die Umrisse der Steilküste immer deutlicher.
Um 16:30 Uhr fahren wir in den Südhafen ein und finden keinen Liegeplatz. Anruf beim Hafenmeister, der
sagt: legt im Päckchen an einem Boot passender Größe an. Kaum liegen wir an der NW-Wand als drittes Schiff
fest legt sich ein weiteres Boot an die Impuls längsseits. Wir gehen zum Abendessen in die Stadt.
B. läuft noch in der Abendsonne den Rundweg auf dem Oberland entlang der Steilküste zur Langen Anna,
E. geht zurück aufs Schiff.
Der innen liegende Segler unseres Verbands will morgen früh zeitig ablegen. Das bedeutet, dass wir
um 06:00 Uhr aufstehen und das Schiff frei machen müssen. Einmal wach und freigefahren entscheiden wir
uns für die Weiterfahrt nach Norderney am nächsten Morgen.
Helgoland - Norderney
Freitag 9. September. Ursprünglich war die Etappe von Helgoland bis Vlieland geplant. Weil aber 140 sm am
Stück recht kräftezehrend sind haben wir den Zwischenstopp Norderney eingefügt. Von unserem letztjährigen
Törn kennen wir den Hafen.
Wie vereinbart stehen wir um 06:00 Uhr auf und legen kurz vor 07:00 Uhr ab. Der Initiator des frühen
Abgangs scheint noch zu schlafen, aber egal, wir sind wieder unterwegs.
Westlich von Helgoland befinden sich die großen Verkehrstrennungsgebiete German Bight Approach, Jade
Approach und Terschelling - German Bight. Dann ist da noch die Außenreede Elbe Approach. Als kleines
Segelboot muss man unbeschadet durch die Wege der Großschifffahrt hindurch zum Küstenbereich der
friesischen Inseln. An der Ansteuertonne Otzumer Balje vor Langeoog haben wir es geschafft.
Hier schließt sich für uns der Kreis unserer Törns auf der Nord- und Ostsee. Letztes Jahr sind wir
hier am 15. Juni mit Kurs Cuxhafen vorbeigefahren. Wie schnell doch die Zeit vergeht.
Am Nachmittag schläft der Wind ein. Wir geben die Kreuz auf, bergen die Segel und fahren über das
Doventief zum Hafen Norderney. Es gibt einen neuen Hafenmeister. Für das veraltete WLAN-System gibt
es Passwörter, aber nur ein einziges pro Schiff bei dem man das Gerät nicht mehr wechseln kann.
Und da war sie wieder, die WLAN- und Servicewüste Deutschland. B. bittet den Hafenmeister um ein neues
Passwort für das Internet. Der sagt, das könne er nicht machen. Worauf B. erwidert, es gebe doch
technisch keine Probleme, was er meint ist, dass er es nicht machen will. Und so eskalierte, einen
Knopfdruck von der Problemlösung entfernt, der Dialog, den der Hafenmeister mit den Worten, "spreche ich
jetzt Spanisch?" beendet. Am nächsten Tag erzählt er E., dass er uns eigentlich des Hafens verweisen
wollte. So viel Servicefreundlichkeit ist in den hohen Hafengebühren auf Norderney inklusive.
Norderney - Vlieland
Montag 12. und Dienstag 13. September. Für den heutigen Törn über die Nordsee werden wir knapp 20 Stunden
brauchen. B. plant die Ankunft in Vlieland bei Hochwasser früh um 6:00 Uhr, also legen wir am späten
Vormittag ab. Die Sonne scheint, wir segeln mit schwacher Brise aus Südost entlang der Küste der Inseln
Juist und Borkum. Neben dem Schiff taucht eine Robbe auf und schaut uns neugierig an. In der Emsmündung
gibt es wieder reichlich Schiffsverkehr. Der Wind flaut ab und als wir gegen den Strom nur noch 2,5 kn
Fahrt machen, nehmen wir den Motor zur Hilfe.
In der Abenddämmerung fahren wir an Schiermonnikoog vorbei und als die Sonne untergeht setzt Windstille
ein, die Nordsee ist spiegelglatt. Wie eine Lampe spendet der Mond Licht in der Nacht.
Vor Ameland und Terschelling sind viele trawlende Fischer unterwegs, zu erkennen an ihren grün-weißen Lichtern.
Steuerbord sehen wir das Leuchtband fahrender Schiffe im Verkehrstrennungsgebiet Terschelling-Deutsche
Bucht. Als um 02:45 Uhr der Mond untergeht zeigen sich wieder die Sterne der Milchstraße. Wir kommen
kurz vor 5:00 Uhr zur Ansteuertonne Vlieland/Terschelling mit ihrem weißen Blinklicht. Nur ist die
Tonne nicht auf der Position, die unser Chartplotter anzeigt. Ebenso wurden andere Tonnenpaare versetzt.
Wir fahren sehr langsam durch die Dunkelheit entlang der befeuerten grünen Tonnen. Mit der
Morgendämmerung legen wir 6:30 Uhr im Hafen Vlieland an. Als 8:00 Uhr die Sonne aufgeht sind wir
schon im Tiefschlaf.
Am nächsten Tag leihen wir uns Fahrräder aus und radeln über die Insel. Zuerst durch den einzigen Ort
Oost-Vlieland. Dahinter steigen wir zum Leuchtturm auf, weiter geht es am Südufer bis zum Ausflugslokal
"Das Posthaus". Es ist die alte Station für den Pferdewechsel des Postreiters. Post von vor Vlieland auf
Reede liegenden Schiffen wurde über Vlieland, Texel und Nordholland nach Amsterdam gebracht.
An der Nordküste hinter dem Deich geht es zurück bis zum Strandpavillon "'t Badhuys".
Im Hafen eine Überraschung. Neben uns liegt die "Eloquent", die wir im Göta Kanal getroffen hatten.
Vlieland - Volendamn
Donnerstag 15. September. Wir müssen 27 sm durch die Waddenzee nach Kornwederzand fahren. Das
niederländische Wassersport Almanach
empfiehlt als Abfahrtszeit eine Stunde vor Hochwasser Vlieland. Also starten wir 07:30 Uhr.
Zwischen Vlieland und Terschelling geht es in das Seegatt Vliestroom. Wir nehmen nicht die Inschot
Route, sondern fahren in die Fahrrinne Blauwe Slenk. Weiter über die Fahrwasser Pollendam bis Harlingen
und Boontjes nach Kornwedersand. Vor der Schleuse ist mächtig Betrieb. Hinter der Schleuse sind wir im
Süßwasser des IJsselmeeres.
Unser heutiges Ziel war Stavoren. Als wir auf dessen Höhe sind meinen wir, dass wir jetzt auch bis
Enkhuizen segeln können und auf der Höhe Enkhuizen meinen wir, Volendam ist bis Sonnenuntergang auch
noch zu schaffen. Und so legen wir mit fast leerem Treibstofftank kurz vor Sonnenuntergang in Volendam an.
Volendam - Muiderzand
Freitag 16. September. Am Morgen liegt das Markermeer im Nebel. Wir laufen in die Stadt und frühstücken
im Fischbistro Kibbeling und Scampi. Mittags fahren wir zum Tanken. Nach der Hafenausfahrt setzen wir
das Vorsegel aber schon am Leuchtturm Pferd von Marken haben wir den Wind wieder direkt von vorn,
also bergen wir das Segel und fahren unter Motor weiter.
Am Muiderhoek mit seinen Windrädern blicken wir auf die Insel Pampus und die Silhouette von Amsterdam.
Hier schmückt B. die Impuls mit allen neun Gastlandflaggen, die seit Mai gesetzt waren - fun with flags.
Bei Tonne 13 fahren wir in das betonnte Fahrwasser und 17:00 Uhr legen wir in der Marina Muiderzand auf
unserem alten Liegeplatz G26 neben der Étanche an. Roy hatte unseren Liegeplatz mit orangen Wimpeln
geschmückt. Wir gehen zum Anlegerbier auf die Étanche und feiern unser Wiedersehn bis nachts halb zwei.
Bei Asterix und Obelix gibt es nach jedem bestanden Abenteuer ein Festessen. Wir folgen dem Brauch und
laden Ellis & Roy in das
Fuji House Almere ein.
Übermorgen werden wir nach Hause fahren und kommen im Oktober für wenige Wochen zum Absegeln und zur
Winterfestmachung nach Muiderzand zurück. Dann geht es in die Winterpause, Pläne werden geschmiedet und
im Frühjahr beginnt eine neue Segelsaison.
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