1. Muiderzand - Dunkerque
Obwohl es Eis im Hafen gab, hat unser Boot den Winter im Wasser liegend gut überstanden.
Im April machen wir es segelfertig, aber wegen des anhaltend schlechten Wetters wird das Ansegeln
verschoben. Es ist eisig kalt und regnerisch. Abwechslung zu den Hafentagen bringt ein Ausflug zum
ehemaligen Königsschloss Het Loo nahe Apeldoorn. Mitte Mai gibt es zu Hause etwas zu erledigen und
zum Pfingstfest fahren wir wieder nach Muiderzand. Bernds Schulfreund besucht uns auf der Impuls und
gemeinsam segeln wir bei herrlichem Wetter nach Volendam und Hoorn.
Dann gibt es wieder ein Sturmtief, das uns im Hafen festhält. Unsere Segelreise in die Normandie werden
wir gemeinsam mit der SY Étanche beginnen. Roy segelt bis Dünkirchen einhand, dann kommt Ellis dazu.
Die beiden begleiten uns zwei Wochen und irgendwo an der Seine-Mündung müssen wir uns trennen.
Étanche fährt zurück nach Muiderzand und wir fahren weiter zu den Kanalinseln.
Muiderzand - IJmuiden
Donnerstag 15. Juni. Auf den Tag genau vor zwei Jahren starteten wir hier mit der Étanche zu
unserem Zeeland Törn. Damals war es unser erster Ausflug auf die Nordsee und wir hatten weiche Knie.
Heute, ein paar Seemeilen später, sehen wir es gelassener.
09:00 Uhr legen wir ab, die Sonne scheint, es weht eine leichte Brise. Vorbei geht es an der Insel
Pampus, Einfahrt in die IJ, Schellingwouderbrug, Oranjesluis, Fahrt durch Amsterdam in den Noordzeekanaal.
Vor der Schleuse IJmuiden frischt der Wind auf 20kn auf. Vor zwei Jahren hatte uns der Wind in der
Schleuse quergestellt, diesmal ging alles gut. Kurz vor 15:00 Uhr legen wir in der Seaport Marina
IJmuiden bei kräftigem Seitenwind an, zufällig auf dem gleichen Liegeplatz wie damals.
Einen Wermutstropfen gibt es, auf der Impuls ertönt gelegentlich ein lautes metallisches Klopfen vom
Antrieb. Da dies auch beim Segeln aufgetreten ist, kann der Motor ausgeschlossen werden. Bleibt noch
Wendegetriebe oder Saildrive als Verursacher. Duplizität der Ereignisse: vor zwei Jahren hatte die
Étanche Motorprobleme.
Roy und Bernd gehen noch ins Hafenbüro und telefonieren mit einem Mechaniker. Er vermutet eine
Angelschnur im Propeller, hat aber heute keine Zeit mehr.
Freitag 16.06.2017. Wir haben schlecht geschlafen und Bernd ist zu dem Entschluß gekommen die Tour
abzubrechen und in Muiderzand die Werkstatt der Marina (Shipshape) aufzusuchen.
Am Morgen schlägt Roy eine Unterwasserinspektion des Propellers mit seiner GoPro Kamera vor. Gesagt
getan, aber auf den Videoaufnahmen ist nichts Auffälliges zu sehen. Roy ruft noch Shipshape an und ein
alter Mechaniker meint, es sei zu 90% eine Angelschnur. Wir bekommen für Montag 10.00 Uhr einen
Krantermin. Im Best Case kann es in kurzer Zeit repariert werden und wir könnten es bis Samstag nach
Dünkirchen schaffen. Wohlgemerkt: Best Case.
Am Abend beobachten wir im Hafenbecken einen Kormoran, wie er einen stattlichen Aal gefangen hat und
ihn im Ganzen hinunterschluckt. Wir gehen ins Restaurant "De Boulevard", essen eine Riesenportion
Spareribs und sind danach genau so satt wie der Kormoran.
IJmuiden - Muiderzand oder zurück auf Anfang
Samstag 17. Juni. Die Étanche startet sehr früh nach Scheveningen und wir legen 11:00 Uhr Richtung
Muiderzand ab. Es ist ein sonniger Tag, wir haben achterlichen Wind und können im Nordseekanal das
Vorsegel setzen. Langsam gleiten der Afrika-, Amerika-, Westhafen und wie sie alle heißen an uns vorbei.
Nach einem herrlichen Segeltag landen wir 18:00 Uhr auf unserem Ausgangspunkt. Am Montag wird sich nach
dem Auskranen der Fortgang unserer Reise entscheiden.
Muiderzand oder des Pudels Kern
Montag 19.06.2017. Pünktlich 10:00 Uhr geht das Boot aus dem Wasser und die Ursache für das schlagende
Geräusch wird erkennbar. Keine Angelschnur! Die Befestigungs-schrauben der Opferanode hatten sich gelöst
und die nun auf der Propellerwelle frei mitdrehende Anode (inkl. Schrauben) hat Schäden am Lagergehäuse
verursacht. Die Anode wurde vor reichlich einem Jahr in Greifswald neu angebracht und die Schrauben
waren ohne Schraubensicherung verbaut.
Kommentar Shipshape: "Sie gehen heut nicht mehr raus". Der Chef bestellt per Telefon ein neues
Lagergehäuse. Das Schiff wird auf einen Lagerbock gestellt und auf den Parkplatz verfrachtet.
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass Best-Case-Szenarien eine beruhigende Wirkung haben, in der
Realität jedoch sehr selten eintreffen. Wir verbringen einen Tag voller Lethargie und müssen die Nacht
auf dem aufgebockten Schiff schlafen.
Muiderzand - Oostende
Dienstag 20.06.2017 und Mittwoch 21.06.2017. Am Morgen holen wir die Ersatzteile bei der Volvo Penta
Vertretung in Loosdrecht selbst ab. 13:00 ist alles wieder eingebaut und Öl aufgefüllt.
Die Marina hatte zuerst keinen Krantermin für unser Boot aber nach energischem Einsatz von Shipshape
gab es dann doch eine Möglichkeit.
14:45 Uhr schwimmt Impuls wieder im Wasser. Wir fahren aus dem Hafen und nehmen Kurs auf IJmuiden.
Bei Windstärke 5-6Bft segeln wir mit gerefftem Vorsegel nach Amsterdam. An der Schellingwouderbrug
brauchen wir bei starkem Seitenwind 4 Anläufe bis wir festliegen. Unglücklicherweise wird die Brücke
an Werktagen von 16:00-18:00 nicht geöffnet, also 2h Wartezeit. Wir schauen uns die Wettervorhersagen
(GRIP-Files) an und sehen, dass der Wind in der Nacht zu Donnerstag auf West dreht. Wir müssten große Strecken
gegen den Wind ankämpfen. Nur heute und morgen gibt es ein Wetterfenster mit Nord- bzw. Ostwind, welches
unsere Fahrtrichtung unterstützt. Wir reden über die Option, die Nacht durchzusegeln. Eva kocht noch eine
Kanne Kaffee, dann öffnet die Brücke und wir segeln durch den Nordseekanal. 21:30 fahren wir aus der
Schleuse IJmuiden und entscheiden beide für die Nachtfahrt. Nach der Hafenausfahrt setzen wir das Vorsegel
und laufen mit dem letztem Tageslicht auf der Achterwelle nach Südwesten.
02:00 liegt Scheveningen querab, 04:00 sind wir am Hoek van Holland. Es ist noch dunkel. Bei der Querung
der Maasmündung macht sich unser AIS bezahlt. Wir müssen mehreren Schiffen ausweichen, die wir auf dem
Kartenplotter rechtzeitig erkennen. Nach Sonnenaufgang verläuft die Weiterfahrt wie vorgesehen ruhig.
10:30 liegt Westernkapelle querab, 15:30 sind wir in Oostende, laufen steuerbord ins Montgomery Dok, fahren durch
die Mercatorschleuse und zwei Brücken, dann liegen wir 16:30 im Mercator Yacht Harbour. Einfahrt und
Schleusen hat eine Stunde Zeit gekostet. Es ist eine drückende Hitze im Hafenbecken.
Étanche meldet sich aus Cadzand. Eva geht zeitig Schlafen, Bernd spaziert noch durch die Stadt.
Donnerstag 22.06.2017. Wir haben lange geschlafen und fühlen uns wieder fit. Am Nachmittag gehen wir in
die Stadt und besuchen zuerst die beeindruckende St.-Petrus-und-Paulus-Kirche.
Über den Wapenplein laufen wir weiter zur Seepromenade. Kräftiger Wind wirbelt den Strandsand auf.
Von weitem sehen wir Sandfiguren, ein großes Skulpturenfestival ist in Vorbereitung. Weiter westwärts
der See- oder Albert I - Promenade geht es zum Kurhaus und zum Königspalast mit einem kitschigen
Leopold II Denkmal. Unser Ziel, der Japanischer Garten, ist heute leider geschlossen. Wir finden keinen
richtigen Zugang zur Stadt. Oostende wurde 1944 von den Westalliierten fast völlig zerstört.
Heute reihen sich in Blöcken erbaute Häuser schmucklos aneinander und wirken wie eine Mauer hinter
dem Meer. Auf dem Rückweg kaufen wir bei einem flamischen Obsthändler ein paar Aprikosen.
Er dankt freundlich mit dem holländischen "Dank je wel" und erklärt dazu, dass die Deutschen hier
sehr beliebt seien, er aber die Niederländer überhaupt nicht mag.
Oostende - Dunkerque (Dünkirchen)
Freitag 23.06.2017. Ursprünglich wollten wir wegen der Tide um 15:00 abfahren, wegen des im Tagesverlauf
zunehmenden Windes ändern wir den Plan. 11:00 ruft Eva über VHF14 die Merkator Schleuse. Die Ausfahrt
gelingt ohne Probleme, diesmal in einer halben Stunde. Als wir aus der schützenden Hafenmole rausfahren
wissen wir, dass das kein gemütlicher Segeltag wird. Draußen sind es 6Bft (in Böen 7Bft), wir müssen
direkt gegen den Wind fahren und gegen Welle und Strom ankämpfen. Impuls fällt immer wieder krachend in
die Wellentäler. Gischt spritzt auf und der Steuermann bekommt ordentlich Salzwasser ab -'a bumpy ride'.
Zum Glück scheint wenigstens die Sonne. Erst nach 6 Stunden ist der Spuk vorbei. Roy erwartet uns im Port
du Grand Large. Beim Anlegen im geschützten Hafen herrschen 27kn Wind. Die Fingerstege sind sehr kurz,
das Heck wird gegen das Stegende gedrückt und so bekommt die Impuls eine neue Narbe. Nicht groß aber
ärgerlich.
Samstag 24.06.2017. Heute kommt Ellis mit dem Zug. Roy holt sie ab. Wir gehen in die Stadt. Im Supermarkt
kaufen wir frisches Baguette, Formage, Vin, ... Zurück auf dem Schiff gibt es eine Petit Dejeuner mit
Gewürztraminer aus dem Elsass - lecker. Abends laden uns Ellis & Roy zum Dinner anlässlich unseres
Wiedersehens ins Restaurant "Le Grande Large" ein.
Dunkerque, die nördlichste Stadt Frankreichs, gehörte im Laufe ihrer Geschichte zu Flandern,
Burgund, den Spanischen Niederlanden und England. 1662 wurde die Stadt für fünf Millionen Livres vom
englischen König Karl II. an den französischen König Ludwig XIV. verkauft. Im 18. Jahrhundert war
Dünkirchen ein Stützpunkt der französischen Korsaren. 1940 in der Schlacht von Dünkirchen wurde die
Stadt weitgehend zerstört. Bei der "Operation Dynamo" evakuierte die Royal Navy einen großen Teil der
in die Stadt eingekesselten französischen und britischen Truppen nach England.
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