1. Göteborg - Sylt
Göteborg - Læsø, Vesterø Havn
Mittwoch 24. August. Unser heutiges Ziel ist die dänische Insel Læsø. Die Insel hat zwei Häfen, ein
Segler empfahl uns den Westlichen anzufahren. Für die 50 sm starten wir früh.
Bei leichter Bewölkung und leichter Brise fahren wir vorbei am alten Zollhaus und am Terminal der Stena
Line dann weiter durch die imposante Älvsborgsbron Hängebrücke. Wenig später sieht man von weitem die
Festung Nya Elfsborg, die in der Mündung des Göta Älv liegt.
Wir fahren südlich durch die Schären, vorbei an großen Yachthäfen bis zur Insel Matskär. Dann geht es
westwärts nach Læsø. Auf freier See setzen wir die Segel. Der Wind weht mit 4 Bft aus Süden. Wir geben
den Kurs in den Autopiloten und können seit langem wieder einmal das Schiff mehrere Stunden geradeaus
laufen lassen. Nachmittag frischt der Wind etwas auf und die Sonne scheint bei klarem Himmel.
Ein schöner Segeltag endet 16:30 Uhr im Veströ Havn.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem kostenlosen Inselbus zum Osthafen und sind uns einig, der Westhafen,
in dem wir liegen, ist der Wohlfühlhafen. Am Abend stürmt es. Die Nacht ist unruhig, der Wind heult in
den Wanten, das Boot ruckt in den Leinen.
Læsø, Vesterø Havn - Aalborg
Samstag 27. August. Am Morgen stürmt es immer noch, soll aber abflauen. Für die kommenden Tage sind
Gewitter und Sturm angesagt, deshalb wollen wir heute bis Aalborg kommen.
Wir starten 10:30 Uhr bei Windstärke 5, zum Glück scheint die Sonne. Nach der Hafenausfahrt müssen wir
westlich, direkt gegen Wind und Welle fahren. Mehrmals hebt sich der Bug über den Horizont, dann fällt
das Boot krachend in das nächste Wellental, Gischt spritzt auf und auf der sonnenabgewandten Seite sieht
man einen kleinen Regenbogen. Nach einer Stunde sind wir in der Læsø Rinne und können den Kurs nach Süden
ändern, da wird es angenehmer. 16:00 Uhr erreichen wir Hals, den Eingang zum Limfjord.
Der Limfjord, ein lang gestreckter Sund zwischen der Halbinsel Jütland und der Nordjütischen Insel,
verbindet die Nordsee mit dem Kattegat. Der östliche Teil ist flussartig eng und heißt Langerak.
In Aalborg müssen wir an der Limfjordsbroen Brücke eine dreiviertel Stunde warten. Wir legen an der
Hafenpromenade an. Die Szenerie wirkt absonderlich. Drei Ausländer mit einer Flasche Whisky bereiten ihren
Drogencocktail zu. Ein Paar, ebenfalls Ausländer, fragt unvermittelt, ob sie mit uns nach Deutschland
fahren könnten - sie hätten gerade Urlaub. E. verneint höflich und wir legen ab zur Brückendurchfahrt
20:00 Uhr. Zum Glück wird gleichzeitig die dahinterliegende Eisenbahnbrücke Jernbaebroen geöffnet. Dann
fahren wir in den Vestre Bådehavn, der ziemlich voll belegt ist, und legen im Sonnenuntergang an.
Nachts Regen, am Vormittag Gewitter. Wir studieren die Wettervorhersagen und suchen ein Wetterfenster für
unsere 24h Überfahrt nach Sylt. Wir einigen uns auf den 1. oder 2. September, da liegt ein Hoch über der
Deutschen Bucht. Der Zeitplan für den Limfjord wird entsprechend gestrafft. Morgen geht es weiter zur
Insel Mors.
Aalborg - Nykøbing Mors
Montag 29. August. Wir fahren zum Tanken in die Marina Fjordparken und weiter den kanalartigen Weg nach
Aggersund. Seegrasteppiche treiben auf dem Wasser. Bei 6 Bft Westwind und Strom von bis zu 2 kn gegenan
kommen wir nur langsam vorwärts. Gegen Mittag frischt es auf 7 Bft auf. Kurz vor 15:00 Uhr sind wir an
der Aggersundbrücke, die pünktlich zur vollen Stunde öffnet. Nach der Brücke sind wir im zentralen
Limfjord. Der Wind frischt weiter auf, in Böen 8 Bft, dazu eine steile Welle wegen des nun in Luv großen
Gewässers. Ständig steigen Brecher in die Plicht ein, wir verziehen uns unter die Sprayhood und das
Schiff rollt und stampft vorbei an den Inseln Livö und Fur zu unserem Ziel, dem gut geschützten Hafen
Nykøbing auf der Insel Mors. 19:40 Uhr legen wir erschöpft an, zwei junge Dänen helfen uns.
War ziemlich heftig der Tag.
Der Wind bleibt kräftig und wir wettern wieder einmal ab. Wir laufen die Fußgängermeile mit vielen
Geschäften entlang zum Rathausplatz und durch die Gassen der Altstadt mit ihren niedrigen, alten
Fischerhäusern zurück zum Schiff. Wir spüren deutlich, dass unser Erlebnishunger gestillt ist.
B. meint: Speicher voll, Akku leer. Nach erneuter Recherche der GRIB-Daten und Wettervorhersagen verschiebt
sich der Termin für die Fahrt nach Sylt vorerst auf den 5. September.
Nykøbing Mors - Thyborøn
Donnerstag 1. September. Wir verholen uns nach Thyborøn, um auf den großen Sprung über die Nordsee
vorbereitet zu sein. Unweit der Hafenausfahrt müssen wir durch die Sallingsund Brücke, deren Durchfahrt
wegen Bauarbeiten verlegt wurde. 14:45 Uhr passieren wir die letzte Brücke des Limfjords, die
Oddesundbrücke. Es ist bewölkt, der Wind weht mit 5 Bft auf die Nase und wieder lässt die kurze steile
Welle das Boot in die Wellentäler krachen. Über eine schmale betonnte Rinne führt der Weg nach Thyborøn,
dessen Fischmehlfabrik uns mit extrem strengem Duft empfängt. Wir fahren durch den großen Fischereihafen
ins hintere nördliche Becken direkt vor das Hafengebäude. Am Abend laufen wir den kurzen Weg zur Nordsee,
deren Brandung im Hafen zu hören ist. Später lassen wir uns in einer urigen Hafenkneipe Fish'n Chips
schmecken.
Früher hatte Thyborøn eine durchgehende Küste, bis 1826 bei einer Februar-Sturmflut die Nordsee einen
Durchbruch schaffte. Seitdem verbindet der Thyborøn-Kanal Limfjord und Nordsee.
Vor Thyborøn fand 1916 die größte Seeschlacht der Weltgeschichte statt, die Skagerrakschlacht.
250 Schiffe der deutschen und britischen Flotte mit 100.000 Mann Besatzung standen sich gegenüber.
Nach 24 Stunden lagen 25 Schiffe auf dem Meeresboden und 8.645 Seeleute fanden den Tod.
Die nächsten Tage recherchieren wir verschiedene Wettervorhersagen, aber es bleibt beim 5. September.
E. sichtet noch zwei Seehunde im Hafenbecken und wir besuchen das Jyllands Akvariet, eine kleines
Aquarium mit heimischen Seetieren.
Thyborøn - Hörnum, Sylt
Montag 5. und Dienstag 6. September. Wir starten 10:00 Uhr mit ablaufendem Wasser. Die Sonne scheint,
der Wind weht schwach mit 3 Bft. Entlang der Küste segeln wir südlich und als der Wind einschläft muss der
Motor helfen. Am Mittag liegt der Leuchtturm Bovbjerg querab. Während der ruhigen Fahrt liest E. einen
Abschnitt aus dem Buch "Seiltanz" von Kurt Diemberger vor. Darin erklärt eine Dänin die Bedeutung dreier
grönländischer Worte für die Beziehung von Mensch und Natur. Tässa heißt "es ist vergangen, ob gut der
schlecht - es ist vorbei", Susa bedeutet "nicht ärgern, denn damit änderst du nichts" und Imaka heißt
schlicht "vielleicht", es bedeutet sowohl Ungewißheit als auch Hoffnung.
Es wird Abend als wir nach dem Leuchtturm Lyngvig die Hafeneinfahrt Hvide Sande querab sehen. Um 20:07 Uhr
ist Sonnenuntergang, wir schalten die Positionslichter ein und als um 22:00 Uhr auch der Mond untergeht
senden die Sterne etwas Licht in das Dunkel der Nacht. Wir fahren unter der Milchstraße entlang, über
der Mastspitze steht Deneb aus dem Sternbild Schwan. Steuerbord sehen wir das synchrone Blitzlicht von
den Leuchten eines Windparks und backbord voraus alle 20 Sekunden drei Blitze vom Leuchtturm Blavands
Huk, der noch 20 sm entfernt ist. Vor Mitternacht fahren wir in das Flachwasser am Huk, E. beobachtet den
Tiefenmesser, weil wir uns von den Sandbänken freihalten müssen. Irgendwann haben wir am Blavands Huk
die 2.000 Seemeilen überschritten. Nach Mitternacht sind wir an der roten Tonne des Nordmands Dyp.
Die Stadt Esbjerg leuchtet im Osten. Nach 02:00 Uhr frischt der Wind auf und kommt jetzt direkt von vorn.
05:00 Uhr ist die Insel Römö querab. Langsam setzt die Morgendämmerung ein. Zum Sonnenaufgang 06:45 Uhr
sind wir auf Höhe der Nordspitze von Sylt. Bis zur Südspitze der Insel haben wir Wind, Strom und Welle
gegen uns. Das Schiff kracht laut in die Wellentäler, die Fahrt ist ungemütlich und scheint kein
Ende zu nehmen. Südlich von Hörnum wollen wir über die nicht betonnte Theeknobrinne in das Vortrapptief
fahren. Dies ist bei Ebbe wegen der Sandbänke Hörnumknob und Theeknob eine Herausforderung.
13:00 Uhr legen wir nach 27 Stunden Fahrt erschöpft in Hörnum an.
Sylt
Das Wetter ist herrlich. E. kennt die Insel und plant einen perfekten Tag auf Sylt. Wir fahren mit dem Bus
von der Südspitze zum nördlichen Hafen List. In List lassen wir uns von den Angeboten bei Gosch zu einem
zweiten exzellenten Frühstück verführen. Hinter dem Meereskundemuseum laufen wir eine Weile am Watt entlang
und beobachten Austernfischer. Mit dem Bus geht es zurück nach Kampen. Ziel ist das Café Kupferkanne, wo
wir bei Kaffee und Kuchen mit Blick aufs Watt entspannen. Quer durch den Ort geht es wieder auf die
Seeseite. Wir erklimmen die Aussichtsplattform der Uwe Düne, mit 56 m die höchste Erhebung der Insel. Dahinter
sind wir auch schon am Roten Kliff. Durch die Dünen laufen wir nach Wenningstedt. Im neu erbauten Gosch-Tempel
lassen wir uns zum Lunch eine Fischsuppe und Rheingau Riesling schmecken. In Westerland laufen wir die zwei
Boulevards, Strandstraße und Friedrichstraße auf und ab, auf die Strandpromenade verzichten wir.
Nächster Halt ist Wassertal mit dem Restaurant Sansibar. Hier ist alles extrem teuer und wir können den
Kult nicht nachempfinden. Zurück in Hörnum löschen wir unseren Durst mit einem großen Radler und gehen
zurück aufs Boot. Das Wetter ist momentan günstig und so entscheiden wir, schon am nächsten Tag nach
Helgoland überzusetzen.
weiter ...