"Eulen nach Athen tragen."

(Steht für ein sinnloses Unterfangen, etwas mit Aufwand irgendwohin zu bringen wo es das im Überfluß gibt.)

Peloponnes

Katakólon - Kiparissia

Donnerstag 03.06.2021. Sonnenschein und günstiger Wind. Wir können wir wieder einmal segeln und gleiten gemächlich südwärts. Die Küstenabschnitte um Kiparissia zählen zu den beliebtesten Brutstätten der ▷ Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta). Als wir in den Hafen einfahren zählen wir sechs Schildkröten im Hafenbecken. Unter Wasser sehen die Schildkröten wie kleine Felsen aus. Wir legen längseits der Kaimauer im fast leeren Hafen an. Der neben uns liegende Engländer erzählt uns, das seine Frau ihm bei der Einfahrt immer vor "moving rocks" gewarnt hat.

Kiparissia - Pilos

Freitag 04.06.2021. Wir fahren weiter südwärts, vorbei am Fairytale Castle von Agrilos, zwischen Insel Proti und Marathoupolis hindurch zur langgezogenen Insel Sfaktiría. Diese viereinhalb Kilometer lange Insel bildet den natürlichen Schutz für die Bucht von Navarino, an deren südlichem Ende die Stadt Pilos (italienisch Navarino) liegt. Um in die Bucht einzufahren nehmen wir die Durchfahrt zwischen den Inseln Sfaktiría und Fanari. Nach der engen Durchfahrt sieht man Niókastro, die große und gut erhaltene Festung die 1573 von den Osmanen errichtet wurde. Die Marina von Pilos ist voll belegt. Nur ein schmalenr Stegkopf bietet noch Platz zum festmachen. Die Bucht war 1827 Schauplatz der bedeutenden ▷ Seeschlacht von Navarino. Die zahlenmäßig unterlegene Flotte der Alliierten England, Frankreich und Russland besiegte die türkisch-ägyptische Flotte und leiteten damit den Rückzug der Osmanen aus Griechenland ein. Ein entscheidendes Ereignis für die griechischen Freiheitsbewegung.

Pilos - Kalamata

Samstag 05.06.2021. Wir verlassen die Navarino Bucht über die südliche Ausfahrt und gelangen nach einiger Zeit zur Hafenstadt Methoni mit ihrer vorgelagerten Festungsanlage. Wahrzeichen ist der markante Meeresturm Burtzi, eine kleine Festung die als Wachturm und Landmarke für die Hafeneinfahrt diente. Weiter geht es um das Kap Akritas in den Messenischen Golf. Vorbei an der Stadt Koroni mit ihrer Festungsanlage nehmen wir nordöstlichen Kurs auf Kalamata. Kalamata, bekannt durch seien Kalamon Oliven, hat den größten Handelshafen von Messenien und eine große Marina für Yachten. Hier am Etappenziel angekommen überlegen wir wie es weitergehen soll. Zurück nach Preveza? Sommerpause in Kalamata? Weiter ostwärts in die Ägäis? Für Preveza spricht, dass der Sommerliegeplatz schon gebucht ist. Aber den gleichen Weg jetzt zurück und im Herbst wieder hierher, gefällt uns nicht. Nach einigen hin und her entscheiden wir uns zur Weiterfahrt nach Ägina, von dort wollen wir mit dem Bus nach Preveza zum Auto und wie es im Herbst weitergeht wird man sehen. "Don't cross the bridge until you come to it."
Am nächsten Tag besichtigen wir das Openair-Eisenbahnmuseum, gehen weiter durch die Altstadt hinauf zur Metropolitankirche Ypapanti. Dahinter liegt eine Burg aus dem 13. Jahrhundert mit einem modernen Amphitheater. Von hier hat man einen herrlichen Ausblick über Kalamata. Abends gehen wir mit Elisabeth, die griechische Wurzeln hat, und Carsten von der SY "Grace" in ein typisch griechisches Restaurant.

Kalamata - Porto Kagio

Mittwoch 09.06.2021. Heute soll es um die Halbinsel Mani, den "Mittelfinger" des Peloponnes, in den Lakonischen Golf gehen. Wir starten früh bei Windstille, backbord liegen kleine Wolken über dem Wasser. Mittags lichtet sich der Nebel, Limeni liegt querab und weiter geht es zum Kap Ténaro, welches südlicher als Sizilien liegt. Hinter dem Kap fällt in der Bucht von Porto Kagio der Anker in 8m Tiefe auf Sand. Das sollte halten. Einige Zeit später fährt die SY "Grace" in die Bucht und legt sich neben uns. Dann kommt ein Franzose der sich dazwischen legt und kurz darauf ein Schwede der sich auf die andere Seite zwischen uns und einem griechischen Charterboot legt. We are not amused. Nach Mitternacht werden wir wach. Die schwedische SY "Blur" ist mit unserem Boot kollidiert. Ihr Anker hat nicht gehalten, zum Glück gibt es keinen sichtbaren Schaden.

Kagio - Neapolis

Donnerstag 10.06.2021. Wir überlegen gleich nach Monemvasia zu fahren, lassen den Plan aber wegen der Entfernung fallen und wählen Neapolis als Zwischenstopp. Es geht quer über den Golf zur Lakonischen Halbinsel. Der Hafen von Neapolis besteht eigentlich nur aus einem 200 Meter langen Betonkai. Laut "Greek Waters Pilot" soll man an der Nordseite anlegen, wir werden aber dort abgewiesen und verholen uns auf die Südseite wo eine starke Dünung herrscht. Beim Ortsrundgang finden wir an der Uferpromenade die bronzene Statue eines Seemanns. Die koptischen Kathedrale auf der Anhöhe ist geschlossen.

Neapolis - Monemvasia

Freitag 11.06.2021. Zuerst müssen wir um das "Teufelskap", das berüchtigte Kap Maleas fahren. Besonders bei Meltemi kann es hier zu widrigen Wind- und Seeverhältnissen kommen. Odysseus soll hier auf dem Rückweg nach Ithaka vom Sturm überrascht und südwärts ins Land der Lotophagen getrieben worden sein. Doch heute ist mildes, sonniges Wetter und ruhige See. Man sieht das Kloster Ághia Iríni mit seiner Kapelle am Kap und hinter der Südspitze fährt man am Leuchtturm vorbei. Am frühen Nachmittag legen wir im Hafen Monemvasia längseits hinter einem großen, rostigen Schwimmkran an. Es ist heiß und schwühl, von NW ziehen dunkle Wolken herauf und dann regnet es stark. Zu Monemvasia gehört noch die malerisch vor dem Festland liegende Halbinsel Parnón. Auf einem 300m hohen Fels liegt die mittelalterliche Stadt die von einer massiven Stadtmauer umgeben ist. Am nächsten Tag besuchen wir diese und gelangen über ein Stadttor in die ummauerte Unterstadt. Innerhalb der Stadtmauern ist Auto und Moped fahren nicht erlaubt. Alles, Verpflegung, Baumaterial und Müll wird mit Schubkarren durch die engen Gassen gekarrt. Die Stadt ist geprägt von byzantinischen und venezischen Einfluß und wirkt wie eine Filmkulisse. Wir steigen in die Oberstadt auf bis zur alten Kirche Hagia Sophia aus dem 12. Jahrhundert und sind begeistert von den Ausblicken die sich uns bieten.

Monemvasia - Porto Heli

Sonntag 13.06.2021. Nach der Ausfahrt umfahren wir die Halbinsel Parnón, die den Lakonischen Golf vom Argolischen Golf trennt. Erst jetzt sehen wir, dass die Hagia Sophia direkt an den Klippen der Nordküste liegt. Kurz vor dem Ziel umfahren wir die Insel Spetses westlich und gelangen in die Einfahrt zur großen, natürlichen Bucht von Porto Heli. Unsere Batterien sind fast leer und wir hoffen sie hier in der neu angelegten Marina aufladen zu können. Wird aber nichts. Die fast leere Marina wird uns verwehrt - Privat - ruft man uns zu. Schlecht gelaunt legen wir am Stadtkai vor Buganker an. Kein Strom, kein Wasser, kein WLAN. Irgendwie finden wir die griechischen Verhältnisse nicht so toll. An der Pier herrscht reger Betrieb, wir sind im Großraum von Athen angekommen.

Porto Heli - Poros

Dienstag 15.06.2021. Der Weg in den Saronischen Golf führt uns an der Insel Hydra vorbei. Von weitem sehen wir schon, dass der Hafen voll belegt ist und so wenden wir vor der Einfahrt und legen Kurs auf Poros. Die Insel Poros liegt, von einer engen Durchfahrt getrennt, vor der peloponnesischen Küste beim Ort Galatas. Hinter der Durchfahrt gelangen wir an den nordwestlichen Teil der Insel mit den neu angelegten Yachthafen. Wir legen mit Buganker an, es gibt Strom und Wasser und wir sind recht zufrieden. Die kleine Insel hat etwa 4.000 Einwohner und ist Ausflugsziel der Athener, vor uns herrscht reger Fährbetrieb. Am nächsten Tag haben die neben uns liegenden Schiffe abgelegt, gegen Mittag werden wir plötzlich aus unseren Tagträumen gerissen. Plötzlich gibt es gewaltigen Schwell, wir werden gegen das Ufer gedrückt, unser Kugelfender platzt und das Heck wird unter die Kaimauer gedrückt. Eine große Motoryacht, die "Seven S", hat mit ihren 5.000 PS mit für den Hafenbereich unangemessener Drehzahl manövriert. Nach unserer Beschwerde bietet uns der Skippers der "Seven S" Bargeld in Höhe von 400€ an. Wir lehnen ab und bringen den Schaden bei der Poros Port Police zur Anzeige, um den Schaden gegenüber der gegnerischen Haftpflicht geltend zu machen.
[Nachtrag: leider die falsche Entscheidung, die griechische Generali Versicherung reagierte überhaupt nicht und die Generali in Deutschland erklärte sich für nicht zuständig.]

Poros - Aegina

Samstag 19.06.2021. Nach Ägina, eine der Saronischen Inseln südlich von Athen, ist es nur ein kurzes Stück. Hier wollen wir das Schiff an Land stellen und den Schaden reparieren lassen. Gegen Mittag legen wir mit Buganker neben einen 56ft Katamaran an. Wir gehen ins gegenüber liegende Restaurant und sehen Hafenkino. Ein Segelboot reißt den Anker einer Motoryacht heraus, zum Glück reagieren die Engländer rechtzeitig. Am Abend hat B. plötzlich starke Schmerzen am linken Mittelfuß. Für das Auskranen haben wir immer noch keine Rückmeldung.
Am nächsten Tag gibt es die Fortsetzung des Hafenkinos. Vor unserem Boot wird wieder ein Anker herausgerissen, gottseidank nicht unserer. Um 10:00 Uhr steht plötzlich Gregory vom Shipyard vor unserem Boot und fragt, ob wir heute noch ausgekrant werden wollen. Ja. Eine Stunde später sind wir im Shipyard, was auf der nördlichen Seite der Insel liegt, und werden sehr rustikal ausgekrant.

Aegina - Piräus - Athen

Montag 21.06.2021. Nachdem das Schiff an Land steht nehmen wir ein Taxi und fahren zur Fähre die uns nach Piräus bringt. Den Hafen Piräus hat Griechenland inzwischen mehrheitlich an die chinesischen Großreederei Cosco verkauft. Wir fahren mit dem Zug nach Athen zur Station Monastiraki. Im Hotel Athens21, das mit seiner Dachterasse einen herrlichem Blick auf die Akropolis bietet, bleiben wir zwei Tage. Wir besichtigen die Stadt und finden am Abend ein kleines Lokal mit einem hervorragenden Spießbraten.

Heimreise

Mittwoch 23.06.2021. Früh am Morgen fahren wir mit einem Taxi zum KTEL Busbahnhof Kifisou. Nach knapp 6 Stunden Busfahrt, die uns über den Kanal von Korinth führt, erreichen wir Preveza. Wir holen unser Auto aus der Ionian Marina ab und kehren noch einmal in die Gaststätte der Kleopatra Marina ein, um uns von Frieda, der Wirtin, zu verabschieden. Dann fahren wir nach Syvota, wo wir schon einmal mit unserem Schiff lagen, und legen bis zur Abfahrt unserer Fähre in der Villa Fontana eine Pause ein.
Am Freitag geht es dann nach Igoumenitsa. Bei über 40°C Hitze warten wir auf die Abfahrt der Fähre. Beim Einchecken kurz vor Mitternacht müssen wir wegen Corona ein "Passenger Locator Form" online auf dem Handy ausfüllen. Es ist zum verzweifeln. Mehrmals wird die Verbindung abgebrochen, dann muß man wieder neu anfangen. Der Akku ist fast leer, aber am Ende hat es doch noch geklappt.
Am Samstag legt die Fähre verspätet in Ancona an. Auf der Heimfahrt beschließen wir in Fidenza, im Hotel Due Spade, zu übernachten. Am Abend gibt es im Public Viewing eine Fußballspiel, welches die Italiener gewinnen.
Am nächsten Tag fahren wir über Como, den Gotthardtunnel, Luzern und Basel nach Heusenstamm.



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