2. Dunkerque - Honfleur
Dunkerque - Boulogne-Sur-Mer
Montag 26.06.2017. Wir starten 06:00 Uhr mit mehreren anderen Seglern. Draußen sind angenehme 4Bft und
wenig Welle. Wir setzen die Segel und die Strömung hilft uns, schnell voranzukommen. Bereits 09:00
liegt Calais querab. Einer einlaufenden Fähre weichen wir aus, queren das Fahrwasser und fahren unter
Land zum Cap Gris Nez. Jetzt sind wir im Ärmelkanal, einem Meeresarm des Atlantiks. Nördlich sehen wir
die weißen Klippen von Dover. Am Mittag legen wir im Gezeitenhafen Port a Marée an. Nach der Anmeldung
und einer kurzen Rast gehen wir zusammen mit Ellis in die Stadt. Die Altstadt liegt auf einem kleinen
Hügel. Sie ist umschlossen von einer gut erhaltenen Stadtmauer und Burganlage. Hinter einem Eingangstor
laufen wir zum Palais Impérial, das heute ein Museum ist und aktuell eine Ausstellung über Kinofilme zeigt.
Im kleinen Park vor dem Palais sind Requisiten aus Märchenfilmen aufgebaut. Wir fotografieren Ellis vor
den Aufbauten zum Film Alice im Wunderland. In der Basilique Notre-Dame de Boulogne, einem Wahrzeichen
der Stadt, setzen wir uns kurz zur Ruhe. Dazu kommt es leider nicht weil uns ein aufdringlicher Afrikaner
um Geld anbettelt. Schade, dass so etwas den Kirchenbesuch stört. In einem Restaurant gegenüber dem Stadthaus
wird Soup de Poisson angeboten. Wir stärken uns mit diesem kleinen Imbiss bevor wir zurück zum Schiff
laufen. Inzwischen hat Roy die Weiterfahrt nach Dieppe geplant. Wir wollen wegen der Tide um 03:30 starten.
Boulogne-Sur-Mer - Dieppe
Dienstag 27.06.2017. Nach sehr kurzer Nacht starten wir wie geplant. Es ist noch dunkel als wir aus
dem Hafen rausfahren. Wir setzen nur das Vorsegel und kommen anfangs mit halbem Wind gut voran.
Nach Sonnenaufgang nimmt der Wind ab und wir müssen den Motor starten. Wir fahren entlang der
Alabasterküste, die bis 100m hohen Steilklippen heben sich fast senkrecht aus dem Meer. In den
wenigen Taleinschnitten haben sich kleine Fischerdörfer angesiedelt.
Unsere Fahrt verläuft ruhig, wir bemerken mehrere Seehunde und ganz in der Nähe des Bootes taucht noch
die Rückenflosse eines Delphins aus dem Wasser. 12:30 sind wir am Ziel und legen im Avant Port an.
Es ist sonnig und schwül. Das Hafenbüro ist auf der anderen Seite des großen Hafenbeckens. Bis 14:00 Uhr
ist es geschlossen, die Franzosen zelebrieren ihr Mittagessen. Die Anmeldung dauert eine halbe Ewigkeit,
die junge Frau im Hafenbüro hat heute ihren ersten Arbeitstag und kommt mit dem System nicht zurecht.
Den Nachmittag verbringen wir auf dem Schiff, am Abend beginnt es zu regnen. Wir sind sehr müde und
gehen früh zu Bett.
Am nächsten Tag nehmen wir uns Zeit für die Stadt. An der Straße entlang des Hafens reiht sich einladend
ein Restaurant ans Nächste. Dann führt eine Einkaufsmeile zur Kirche Saint-Remy, die wegen Renovierung
nicht zugänglich ist. Sie sieht auch wirklich sehr verfallen aus. Wir gehen weiter zum von Kieseln
bedeckten Strand. Hinter der Stadt erhebt sich wieder die Steilküste. Auf einer Anhöhe liegt die Festung
Dieppe. Wir laufen zurück in die Altstadt zur Kirche Saint-Jacqes.
Auch diese stattliche Kirche scheint dem Verfall preisgegeben, ein riesiges Netz ist über das gesamte
Hauptschiff gespannt. Es soll die Besucher vor herabfallenden Trümmern schützen. Wir kaufen noch etwas
Brot, Käse und Wein und gehen zurück zur Impuls.
Dieppe - Fecamp
Donnerstag 29.06.2017. Nicht unser Tag, das bemerken wir schon beim Ablegen 8:30 Uhr. Das Loswerfen der
Vorleinen misslingt, Eva muss sie durchs Wasser einziehen. Dadurch kommt Bernd nicht mit dem Bug durch den
Wind und das Schiff treibt quer gegen die Hafenwand. Nach einigem hin und her kommen wir rückwärts
aus den Stegen heraus. Wir haben das Setzen des Großsegels im Hafen vorbereitet. Als wir es draußen
hochziehen wollen hat sich das Großfall durch die Schaukelei in den Wellen um die Lampe am Mast gewickelt,
Bernd muss vor und hat bei dem Wellengang große Mühe, das Großfall frei zu bekommen. Er schafft es und wir
setzen Groß- und Vorsegel im 2. Reff bei Windstärke 5 in Böen 6. Die Fahrt wird rasant, wir segeln hart
am Wind bis das Vorsegel zu schlagen beginnt. Der Wind hat in unsere Fahrtrichtung gedreht.
Wir wollen heute nicht kreuzen und bergen die Segel. Wieder trifft uns Murphys Gesetz. Bei dem Wellengang
sucht Bernd Halt und lässt das Großfall los. Es schwingt zwei-, dreimal durch die Luft und kracht gegen
den Mast bis Eva es wieder greifen kann. Dabei hat es sich ums Achterstak gewickelt und der Schäkel ist
leicht verbogen - eben nicht unser Tag.
Mit der Zeit bessert sich das Wetter, die Welle wird kleiner und auch der Wind lässt etwas nach.
Unter Motor geht es weiter bis Fecamp. Im Hafen machen wir zuerst zum Tanken fest, dann fahren wir zum
Gästesteg. Beim Anlegen bekommen wir Hilfe von Holländern, die zwei Stunden vor uns in Dieppe aufgebrochen
sind. Sie hatten zusätzlich zu Wind und Welle noch mit Regengüssen zu kämpfen. Die Étanche hat sich für
das Segeln entschieden und ist bis Fecamp gekreuzt. Roy und Ellis kommen etwa eine Stunde nach uns in den
Hafen. Am Baumniederhalter ist ein Bolzen verlorengegangen. Bernd läuft mit Roy in einen Segelladen,
sie bekommen kein passendes Ersatzteil, basteln aber ein Provisorium.
Vom Boot aus blicken wir auf einen barocken Kirchturm. Wir alle sind so müde, das wir nicht
mehr in die Stadt gehen.
Fecamp- Honfleur
Freitag 30.06.2017. So geht segeln! Ablegen, rausfahren, Segel setzen. Die Sonne scheint. Mit leichtem
halben Wind ohne nennenswerte Wellen gleitet Impuls übers Wasser. Wir frühstücken draußen und genießen
das entspannte Segeln. Mittags sind wir am Cap D'Antifer. Nach dem Kurswechsel haben wir den Wind gegen
uns und fahren unter Motor Richtung Le Havre. Das Wasser ist spiegelglatt. Bug voraus sehen wir in der
Ferne mehrere Großschiffe im Verkehrstrennungsgebiet Le Havre - Antifer. Beim Queren müssen wir einem
Containerfrachter aus Valetta ausweichen. Dann fahren wir noch 7sm die Seinemündung hinauf zur Einfahrt
nach Honfleur. Vor der Schleuse sieht man die 1995 eingeweihte Brücke "Pont de Normandie", die hier die
Seine überspannt und Le Havre mit Honfleur verbindet. Sie ist eine der längsten Brücken Europas.
Wir passieren die Schleuse und müssen an einer kleinen Brücke vor dem Vieux Bassin warten.
Honfleur soll der schönste Hafen der Normandie sein. Um das alte Hafenbecken herum spielt das Leben.
Im 17. Jahrhundert wurde die Anlage auf Befehl Ludwig des XIV. erbaut. Ringsherum stehen von Schiefer
bedeckte Fassaden, davor reiht sich ein Café neben das andere. Von unserem Liegeplatz achteraus liegt
die Lieutenance, der ehemalige Sitz des Stadthalters. Von den Restaurants schallt lebendiger Trubel bis
tief in die Nacht. Wir sitzen mit Ellis und Roy schwatzend mittendrin auf der Impuls und verzehren
Baguette, Käse und viel Roséwein.
Honfleur
Am nächsten Tag bringt Bernd zum Frühstück frisches Baguette mit. Das klassisch französische Brot ist so
köstlich, dass er es einfach anknabbern musste als er die Bäckerei verlassen hat.
Später laufen wir über den Markt, der sich vom Hafen bis zur Kirche Sainte Catherine ausdehnt.
Den Tag verbringen wir in entspanntem Müßiggang auf dem Schiff und beklagen dabei das instabile WLAN.
Am Abend gehen wir gemeinsam zu einem 3 Gänge Menü in ein Restaurant. Das Essen war leider nur okay.
Zum Abschluss gab es eine Kostprobe Calvados, 4cl für 10€. Der Kellner meinte er wäre sehr gut.
Am Sonntag wird Bernd durch Orgelklänge in die Messe der Kirche Sainte-Catherine gelockt. Die Kirche
mit ihrem freistehenden Turm wurde Mitte des 15. Jahrhunderts mit zwei Zwillingsschiffen und einer
Dachkonstruktion gleich Schiffsrümpfen von Schiffszimmerleuten ganz aus Holz erbaut.
Nachmittags besuchen wir das Erik Satie Museum. Der Komponist und Pianist Erik Satie ist ein Kind
der Stadt. Von seiner Musik kann man sich in Les Maisons Satie mit "sinnesfreundlichen Installationen"
inspirieren lassen.
Morgen fahren Ellis und Roy zurück nach den Niederlanden. Den letzten gemeinsamen Abend feiern wir auf
der Étanche wieder mit Käse, Salami und viel zu viel Roséwein.
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