Grönland
Kalaallit Nunaat

Die größte Insel der Erde (2.650 km lang, 1.200 km breit) ist ein selbstver-walteter Teil des König-reichs Dänemark.
Der bis 3,4 km mächtige Eisschild, ein Überbleibsel der letzten Kaltzeit, lässt an den Küsten teils riesige Eisberge entstehen.
Der Wickinger Erik der Rote landete 982 im Südwesten der Insel und gab ihr den Namen Grænland.
Sein Sohn, Leif Eriksson, soll um das Jahr 1000 Nordamerika (Vinland) entdeckt haben.


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Transatlantik

Atlantik

Wir sind endlich wieder in Fahrt. Zunächst geht es Richtung Pentland Firth, jener berüchtigten Meerenge zwischen dem schottischen Festland und Orkney, die wegen ihrer extremen Strömungs- und Wind- verhältnisse als eines der schwierigsten Seegebiete zwischen Nordsee und Nordatlantik gilt. In der Nacht wache ich (Eva) auf. Ich blicke vom Bett über den Balkon auf das aufgepeitschte Meer. Der Wind heult und im Schiff knarrt es überall. AIDA stampft und rollt durchs Wasser. Ich denke kurz daran, dass man sich bei einer Seereise auf die Technik im Schiff und das Können der Crew verlassen muss. Dann ziehe ich die Vorhänge zu, so dass ich vom Bett aus das tobende Meer nicht mehr sehen kann und schlafe wieder ein. Am nächsten Morgen sind nur sehr wenige Gäste im Schiff unterwegs weil die meisten Opfer der Seekrankheit wurden. Wir beide bleiben davon verschont und nehmen ein leichtes Frühstück ein. Trotz Wind und Seegang scheint die Sonne. Wir sehen brechende Wellen in glasklarem Türkis. Wenn der Bug des Schiffes in die Welle eintaucht erzeugt er schneeweiße Gischt. Das Farbenspiel zieht uns in seinen Bann und wir wetteifern um das schönste Foto der Szenerie. Am Nachmittag beruhigt sich das Wetter. Wir werden drei Tage unterwegs sein bis zum Prins Christian Sund. Die meiste Zeit verbringen wir bei den Mahlzeiten und auf den Sonnenliegen mit einem guten Buch. Bei einem Vortrag erfahren wir, dass Grönland von Fischfang und Tourismus lebt. In den Gewässern vor Grönland wurden große Vorkommen an unterseeischem Erdgas und Erdöl geortet und unter dem grönländischen Eis soll sich ein enormer Reichtum an Bodenschätzen verbergen. Das Land wird unter der Last eines bis 3400m mächtigen Eisschilds, das sich in der Eiszeit gebildet hat, unter den Meeresspiegel gedrückt. Für den Fall, dass das gesamte Inlandeis Grönlands schmilzt wird behauptet, das Land würde etwa 500m angehoben und der Wasserstand würde weltweit um sechs bis sieben Meter steigen.

Prins-Christian-Sund

Am Morgen des vierten Seetags erreichen wir den Südostzipfel Grönlands. Gebannt bestaunen wir unseren ersten großen Eisberg bevor wir in den Prins-Christian-Sund einfahren. Es ist unerwartet warm, leider ist der Himmel von dunkelgrauen Wolken bedeckt. Die ersten Landzungen aus rotbraunem Fels ragen aus dem Wasser, sie sehen aus wie von Wind und Wellen blankgeputzter, versteinerter Lehm. Wir fahren langsam durch den natürlichen Kanal von 130 km Länge. An den Ufern ragen blanke Granitfelsen in den Himmel. Kleine Eisabbrüche ziehen an uns in strahlendem Weiß vorbei. Dann sehen wir die erste von vier Gletscherzungen, die sich den Weg durch die Felsen zum Sund gebahnt hat. Der mächtige Eisfluss schillert in typisch lichtem Blau. Und dann bricht hörbar eine Eiskante ab- man sagt: der Gletscher "kalbt". Das Schiff ankert in einer Bucht. Ein Schlauchboot wird zu Wasser gelassen um einen kleinen Eisabbruch an Bord zu holen für eine Party. Es gibt Whisky mit Gletschereis. Wir verfolgen die unterhaltsame Aktion und genießen die Landschaft. Am Nachmittag erhellt sich das Licht, die Sonne lässt den Sund wie eine Märchenwelt erscheinen. Wenig später ankern wir erneut. Am Ufer sind ein paar bunte Häuser zu sehen. Wir sind in Aappilattoq. Mit Tenderbooten werden unsere Postkarten an Land gebracht, gestempelt und versendet. Die Boote bringen ca. 80 der 130 Einwohner des Ortes mit an Bord zurück. Der Kirchenchor gibt ein kurzes Konzert und die Kindertanzgruppe zeigt Volkstänze. In den Abendstunden verlassen wir den Sund und fahren die Westküste nordwärts.


Qaqortoq

Gegen Mitternacht ankern wir in der Bucht vor Qaqortoq. Beim Frühstück erzählt uns ein Ehepaar lächelnd von ihrer gestörten Nachtruhe. Die Frau konnte sich den Lärm beim Ankermanöver nicht erklären. In panischer Angst weckte sie ihren Mann. Beide kleideten sich an und endlich draußen mussten sie feststellen, das nichts außergewöhnliches passiert war. Als beide die Lichter der 3000-Seelen Stadt in greifbarer Nähe sahen war die Dame beruhigt und beide konnten wieder schlafen gehen. Nach dem Frühstück geht es mit den Tenderbooten an Land. Ein Boot kann 150 Passagiere aufnehmen und sechs Boote pendeln bis zum Ende des Landgangs in der Bucht. Malerisch reihen sich die bunten Häuser den Hang hinauf. Autos gibt es sehr wenige, weil es keine Verkehrswege über das Inlandeis gibt. Wichtiges Verkehrsmittel ist ein Motorschlitten, der fast vor jedem Haus geparkt ist. Hier ist Sommer, es ist sonnig und warm. Das spärlich gewachsene Gras ist saftig grün und wir sehen bunt blühende Blümchen und weißes Wollgras. Selbst kleine Birken trotzen dem Wind. Als wir die Hügel hinter der Stadt erklimmen finden wir sogar ein paar Pilze und Moosbeeren zwischen den Flechten auf den Felsen. Aus der Höhe schauen wir zurück auf die Bucht. Die kleine Stadt wird von uns Touristen förmlich überrannt. Einheimische sieht man fast nicht. Wir laufen zurück zum Hafen. Am Steg haben sich die Souvenirverkäufer eingefunden. Wir werden gastfreundlich angelächelt, oder verkaufstüchtig. Auf jeden Fall erfolgreich, später auf dem Schiff tragen viele Gäste die Mützen und Schals aus Grönland. Der Anker wird aufgeholt und wir nehmen wieder Fahrt auf. Bei strahlendem Sonnenschein sitzen wir auf dem Achterdeck beim späten Mittagsmahl. Kleine Wale sind an ihren Fontänen auszumachen. Bei Tisch kommen wir ins Gespräch mit einer Frau von der Ostseeküste und hören ihre rührende Geschichte. Sie ist Witwe und reist allein. Als ihr Mann noch bei ihr war haben beide auf Fernreisen einen Teil der Welt erkundet. In nördlichen Gefilden waren sie noch nicht. Und um ihm auch die Schönheit des Nordens zu zeigen, hat sie eines seiner Lieblingshemden mitgenommen. Bei jedem Landgang sucht sie sich einen geeigneten Platz und lässt einen Streifen des Hemdes am Ort. So erhofft sie, für sich Trost und Hoffnung zu finden. Fern vom Land schwimmen wieder große Eisberge nordwärts auf dem Grönlandstrom an uns vorbei. In der Nachmittagssonne glitzern sie weißer als Perlweiß. Später trübt sich das Wetter ein, Wind und Seegang nehmen spürbar zu. Wir kommen in den Labradorsee.


Labradorsee

Beim Erwachen rollt das Schiff wieder und dichter Nebel liegt über dem Meer. Nach dem Frühstück gehen wir zum Panoramadeck am Bug des Schiffs. Hier vorn sind die Schiffsbewegungen besonders stark zu spüren, deshalb ziehen wir uns zum Lesen in die Kabine zurück. Etwas später bittet der Kapitän über Bordlautsprecher zur Information ins Theatrium. Er kündigt den Tropensturm "Leslie" an, der aus der Karibik kommend, seinen Weg in nordöstlicher Richtung via Neufundland nach Grönland fortsetzen wird. In der Vorhersage wird von Orkanstärke in der Hafeneinfahrt von St. Jones gesprochen. Deshalb könnten wir auch St. Jones nicht anfahren. Die neue Reiseroute umfährt Neufundland westlich. Wir werden durch die Strait of Belle Isle in den Golf von St. Lorenz einfahren und im Schutz der Küsten von Labrador und Neufundland ohne weiteren Landgang nach Halifax fahren. Dieser Seeweg wird erstmalig durch die AIDA Flotte befahren werden. Aus Sicherheitsgründen lässt der Kapitän durch Lotsen aktuelles Kartenmaterial an Bord bringen. Nach der Ansage geht auf dem Schiff ungeachtet allen Wetters die Party weiter. Bei Regen und Nebel ist Neptun an Bord und tauft nach einigen Prüfungen des Gaumens alle Bereitwilligen als Überquerer des Atlantiks mit neuem Namen, wie Silberforelle, Schillerqualle oder vierscheriger Krebs. Am späten Nachmittag erreichen wir den Golf von St. Lorenz. Das Wetter bessert sich, die Sicht wird klar und der Wind lässt nach. Am Abend werden wir in einem Vortrag auf Halifax eingestimmt.

1497 landete eine englische Expedition unter John Cabot im heutigen Neuschottland und erklärte das Land zum britischen Besitz. 1534 erkundete eine französische Expedition unter Jacques Cartier das Gebiet um den Sankt-Lorenz-Strom und erklärte es zu französischem Besitz. Die Kolonisten errichteten die ersten dauerhaften Ansiedlungen (u.a. 1608 Québec). Sie unterteilten sich in zwei Hauptgruppen. Die Canadiens besiedelten das Tal des Sankt-Lorenz-Stroms und die Akadier (Acadiens) die heutigen Seeprovinzen New Brunswick, Nova Scotia und Prince Edward Island. Im 17./18. Jahrhundert kam es zu vielen kriegerischen Konflikten zwischen Engländern und Franzosen, die jeweils Teil von Erbfolgekriegen in Europa waren. Mit dem Pariser Frieden musste Frankreich 1763 fast alle seine Besitzungen in Nordamerika an England abtreten. Die Nachkommen der französischen Siedler, die sich vor allem in der damaligen französischen Kolonie Akadien niedergelassen hatten, wurden durch außergewöhnlich harte Deportationsmaßnahmen britischer Militärbehörden aus ihrem Heimatgebiet vertrieben. Viele siedelten sich auf dem Gebiet des heutigen Louisiana an.


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