Portugal
Trotz Corona Krise oder gerade wegen der andauernden Einschränkungen wollen wir für ein paar Tage der Stagnation entfliehen und wieder
selbstbestimmt leben. Wir planen eine individuelle Reise in den Süden von Portugal. Die Flüge mit Ryanair, ein Mietwagen und die erste
Übernachtung sind schnell gebucht.
Frankfurt - Faro - Albufeira
Samstag, 14.11.2020. Reisen in Coronazeiten ist anders als gewöhnlich. Am Flughafen Frankfurt ist das Terminal 2 still gelegt und im
Terminal 1 ist wenig Betrieb. Alle gastronomischen Bereiche sind zu. Die Sicherheitskontrolleure langweilen sich mangels Reisender. Unser
Flieger ist nur zu etwa 20 Prozent besetzt. Wir starten pünktlich und nach knapp drei Stunden Flug bieten sich bei der Landung in Faro
großartige Bilder vom Ria Formosa, einem aus Wasserlagunen und Wasserwegen bestehenden Naturpark.
Es ist angenehm warm. Wir laufen zur Autovermietung und bekommen einen kleinen weißen Fiat. Inzwischen ist es 18:00 Uhr und dunkel
geworden. Die Fahrt zu unserem Hotel in Albufeira dauert eine knappe Stunde.
Das Muthu Clube Praia da Oura ist eine riesige Hotelanlage mit mehreren Appartementhäusern, Pools und Park direkt am Sandstrand, alles
sehr gepflegt und einladend. In unserem Zimmer steht eine Flasche Rotwein als Willkommensgruß auf dem Tisch. Wegen Corona ist das
Hotelrestaurant leider geschlossen. In der Stadt wählen wir das gut besuchte Restaurant Neto zum Abendessen. Der Wirt begrüßt uns
freundlich mit einem sehr guten White Port.
Albufeira
Sonntag, 15.11.2020. Was für ein schöner Morgen. Die Sonne scheint, die Brandung rauscht leise und Möwen spazieren über die Balkongeländer.
Beim Frühstück sind wir fast allein im großen Speisesaal. Wir planen die nächsten Tage und informieren Ellis und Roy über unser Treffen.
Mit dem Auto fahren wir ans andere Ende der Stadt zur Marina, die sehr gut geschützt in einer Bucht liegt. Nur eine schmale Zufahrt gibt
den Weg zum Meer frei. An der Waterfront gibt es neben dem Supermarkt und der Wäscherei wieder zahlreiche unterschiedliche Restaurants,
in einem gibt es sogar Live Musik. Es mangelt nur an Gästen. Wir genehmigen uns ein kleines Mittagessen und fahren weiter zur Altstadt,
die hoch auf einem Hügel liegt. Am Strand lassen sich noch einige Leute im feinen Sand von der Sonne verwöhnen und baden im kalten
Atlantikwasser. Wir laufen durch die fast menschenleeren Gassen auf Kopfsteinpflasterstraßen mit Mosaikmustern, vorbei an unzähligen
Restaurants und Cafes, Boutiquen und Souvenirläden und nicht zuletzt an Gebäuden mit gefliesten Wänden.
Albufeira - Silves - Portimar - Lagos
Montag, 16.11.2020. In der Frühe hat sich das Meer unter dichtem Nebel versteckt aber nach dem Frühstück scheint schon wieder die Sonne.
Wir fahren weg von der Küste in nordwestlicher Richtung und bald leuchtet von weitem der rote Sandstein der mittelalterlichen Burg von Silves
in der Sonne. Die Festungsanlage aus dem 12./13. Jahrhundert ist in maurischem Stil aus gebaut. Am Eingang wacht überdimensional die Statue
von Sancho I of Portugal, dem zweiten König des Landes. In der Anlage befinden sich archäologische Ausgrabungsstätten und eine Austellung
von Steinmetzkunst. Neben der Festung erhebt sich die Kathedrale. Der Museeumsbesuch ist enttäuschend, einzig das Geklapper eines Storches,
der sein Nest auf einer Zinne gebaut hat, lockt uns, den Augenblick im Foto festzuhalten. Nach Portimar wollen wir am Fluss Arade
entlangfahren aber die Uferstraße wird zum Sandweg und zunehmend schmaler, wir müssen umkehren. Die Arade mündet in Portimar in den Atlantik.
Über das breite Flussdelta führt eine schöne Brücke in die Stadt. Wir schauen uns den Jachthafen an und fahren weiter nach Lagos zum Guest
House Lovely Swan, eine Irrfahrt durch sehr enge Altstadtgassen. Die Unterkunft liegt nah am Zentrum. Wieder laufen wir zum Jachthafen und
schauen dem Treiben zu. In einem guten italienischen Restaurant gibt es Spaghetti Vongole und Pizza für uns.
Lagos
Dienstag, 17.11.2020. Wir nehmen uns Zeit die Stadt zu erkunden und beginnen unseren Spaziergang an der Hafeneinfahrt. Über eine kleine
Holzbrücke gelangen wir in das Fort Ponta da Bandeira, das seit dem 17. Jahrhundert den Hafen und die Stadt verteidigte. Gegenüber dem Fort
befinden sich die Reste der gewaltigen Festungsmauern von Lagos.
Lagos' Hafen war im 15. Jahrhundert Ausgangspunkt zahlreicher Afrikaexpeditionen, die Portugal unter Heinrich dem Seefahrer unternahm.
Er erhob Lagos zu einem bedeutenden Stützpunkt seiner Flotte und ließ hier ab etwa 1440 die Karavelle entwickeln und bauen. Dieser neue
Schiffstyp war seegängig und küstentauglich zugleich, und vor allem in der Lage, hoch am Wind zu segeln und gegen die vorherrschende Windrichtung
zu kreuzen. Die Stadt Lagos ehrte seine Verdienste mit einem Denkmal, das 1960 auf der Praça da República (Platz der Republik) aufgestellt wurde.
Lagos - Sines
Mittwoch, 18.11. 2020. Heute geht unsere Fahrt entlang der Westküste nach Norden. Aber zuerst müssen wir noch zum Leuchtturm an der
Ponta da Piedade (übersetzt: Spitze des Erbarmens), einer 20 Meter hohen Felsklippenlandschaft mit versteckten Stränden und Buchten,
die als eine der schönsten Felsformationen der Algarve gilt. Nahe dem Leuchtturm führt eine steile Treppe mit fast 200 Stufen hinab zum
Meeresufer. Wir sind beeindruckt von der Aussicht und dem gut ausgebauten Zugang zu diesem landschaftlichen Kleinod. Wir unterbrechen
unsere Fahrt nach Sines noch am Porto das Barcas, Farol Cabo Sardão und Vila Nova de Milfontes, alles spektakuläre Aussichten auf den
ruhigen Atlantik mit seiner Felsenküste. In Sines beziehen wir ein Zimmer im 8. Stock des Hotels Sinemera - was eine Aussicht. Die Stadt
bietet nicht viel. Viele Häuser in der Altstadt sind durch Graffitis beschmutzt. Das Denkmal Vasco da Gama befindet sich neben den Resten
einer Festungsmauer. Die Suche nach einem Restaurant ist langwierig weil die meisten Gaststätten erst ab 20:00 Uhr öffnen. Wir vertreiben
uns die Zeit bis zum Abendbrot mit einem guten Tröpfchen.
Sines - Cascais
Donnerstag, 19. 11.2020. Auf der Autobahn nach Cascais fahren wir vorbei an ausgedehnten Korkeichenwäldern und Weinanbauplantagen.
Kurz vor Lissabon kommt die gigantische Brücke über die Tejo Mündung in Sicht, die Brücke des 25. April oder das Golden Gate von Lissabon
und eine übergroße Statue von Jesus, der mit ausgebreiteten Armen über dem Atlantik thront, sehr ähnlich der Statue in Sao Paulo, Brasilien.
Cascais ist ein mondänes Seebad vor den Toren Lissabons mit einer Festung am Meeresufer, einer modernen Marina und sehr vielen Restaurants,
Kaffees, Souvenirläden und kleinen Geschäften. Seit jeher zieht es Einheimische und Touristen an. Wir beziehen unser Zimmer mit einem kleinen
Balkon im Hostel Ljmonade. Im Haus hängt ein Schild mit:
"When life gives you lemons, make lemonade!".
Das Internetpasswort hier lautet freeandhappy und genauso sollen sich die Gäste fühlen. In der Marina treffen wir unsere Freunde Ellis und Roy,
die mit ihrem Segelboot Étanche auf dem Weg zum Mittelmeer sind. Ein freudiges Wiedersehen. Wir plauschen auf dem Schiff so vertraut, als wäre
die Zeit stehen geblieben. Zum Abendessen besuchen wir ein Steakrestaurant in der Marina. Zum Steak gibt es für jeden eine Soße nach Wahl und
zwei Side dishes. Der Tisch ist mit Essen übervoll gedeckt und alles ist echt schmackhaft. Zurück auf der Étanche will der Abend kein Ende finden.
Cascais - Sintra - Cascais
Freitag, 20.11.2020. Wir treffen uns zum Ausflug nach Sintra, einer kleinen Stadt am Fuße des Sintra Gebirges, die lange als Sommerresidenz
der Könige diente. Bei der Anfahrt ist das farbenprächtige Schloss Palácio Nacional da Pena auf dem bewaldeten Hügel von weitem zu sehen. Als wir in die
Stadt kommen werden die Straßen immer kurvenreicher und schmaler. Wir sind froh, als wir in der Altstadt am Palacio Nacional de Sintra einen Parkplatz finden.
Kaum aus dem Auto ausgestiegen werden wir von Touristenführern überzeugt, für die Auffahrt zum Schloss da Pena ein Tuk-Tuk zu nehmen. Die Fahrt aufwärts
über steile Serpentinen ist abenteuerlich und unterhaltsam. Sie führt vorbei an mehreren Herrenhäusern und unser Guide unterbricht die Fahrt gelegentlich für
einen Fotostopp. Die Aussicht vom Schloss auf den Atlantik und die weite Ebene ist beeindruckend. Nach einer Kaffeepause laufen wir durch die Parkanlage
in einer knappen Stunde zurück zur Stadt. Am Abend treffen wir uns wieder auf dem Schiff.
Am nächsten Tag treffen wir unsere Freunde nochmals in der Stadt zum Mittagessen und verabschieden uns mit auf Wiedersehen in Griechenland weil an
Wochenenden eine Ausgangssperre von 1pm bis 5am angeordnet ist. Ab 13:00Uhr erlischt das Leben im Corona Lockdown. Den Nachmittag verbringen
wir unter den gegebenen Umständen mit einer langen Siesta auf unserem Balkon.
Cascais - Beja
Sonntag, 22.11.2020. Wir verlassen Cascais am Morgen und fahren weiter nach Beja. Das Gebiet scheint dünn besiedelt. Die Landschaft ist geprägt von
Korkeichenwäldern und Eukalyptusplantagen neben Olivenhainen und Weinfeldern. Im Jahr 1770 wurde Beja durch Papst Clemens XIV. zum Bistum erhoben
und entsprechend finden sich in der Stadt neben der Kathedrale einige weitere Kirchen und eine Klosteranlage. Unsere Unterkunft enttäuscht, einziger
Lichtblick - es gibt eine Terrasse. Wir laufen noch zur Burg und essen eine Kleinigkeit im Sushi Restaurant, dann ist wieder Ausgangssperre.
Beja - Faro
Montag. 23.11.2020. Nix wie weg hier, nach einem Kaffee am Morgen fahren wir nach Faro wo wir bis zu unserer Abreise ein Zimmer im Hostel Sunlight
gebucht haben. Ein erster Spaziergang führt uns zum Hafen. Hier werden Bootstouren angeboten. Aus einem Restaurant an der Promenade klingt Musik, das Leben
findet draußen statt. Hier können wir uns wieder wohl fühlen. Die Altstadt (Cicade Velha) ist von einer Stadtmauer umgeben, die durch mehrere Stadttore Zugang
gewährt. Viele alte Häuser an den mit Kopfstein gepflasterten Gassen scheinen unbewohnt. Wir besichtigen die gotische Kathedrale neben dem Bischofspalast.
Außerhalb der Stadtmauer erlaufen wir das moderne Faro mit seinen Einkaufsstraßen, weiten Plätzen und zahllosen Restaurants und Bars.
Auf Empfehlung unserer Gastgeber besuchen wir auch den Fischmarkt mit seinem geschäftigen Treiben. Vor unserer Heimreise sind wir zum Abendessen im
Restaurant "Se7e Pedras", leider der letzte Restaurantbesuch für sehr lange Zeit.
Nachlese. Für die Einreise nach Deutschland mussten wir online ein Einreiseformular ausfüllen, das an das örtliche Gesundheitsamt weitergeleitet werden sollte.
Wir bekamen keine amtliche Aufforderung uns in die für Reiserückkehrer aus Risikogebieten vorgeschriebene 10-tägige Quarantäne zu begeben.
In Selbstverantwortung blieben wir dennoch zu Hause. Um die Quarantäne vorzeitig zu beenden ließen wir uns nach fünf Tagen im Testzentrum am Flughafen testen.
Ergebnis: negativ.
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