"Sei mäßig im Trinken und bedenke, daß reichlich genossener Wein kein Geheimnis bewahrt."
Miguel de Cervantes Saavedra (1547 - 1616)




Alicante - Benalmadena

Alicante - Torrevieja

Freitag 28. September. Unsere Abfahrt verzögert sich beim Abgeben der Schlüsselkarten. Das Problem ist ein handschriftliches Datum zur Rückgabe der Karten vor zwei Tagen. Mit diesem Datum kann das hinterlegte Deposit nicht ausgezahlt werden. Nach etwa 30 Minuten und reichlich Chaos an der Rezeption wird das Problem mit einem Radiergummi gelöst, das Datum wird überschrieben und wir erhalten das Geld mit einem entschuldigenden Lächeln zurück. Wir legen ab mit Kurs auf das Cabo de Santa Pola. Dem Kap vorgelagert ist die kleine bewohnten Insel Isla de Tabarca. Weiter geht es zum Cabo Cervera mit Blick auf die Sierra de Callosa. Torrevieja hat drei Marinas mit über 2.000 Liegeplätzen. Wir legen im Real Club Nautico an und bleiben am Abend an Bord. Der erste spanische Hafen mit gutem WLAN, so dass wir einen Film im Internet ansehen können.

Torrevieja - Cartagena

Samstag 29. September. Wir wollen weiter in die bekannte Stadt Cartagena. Gegen Mittag passieren wir die Insel Isla Grosa. Das Wetter ist ruhig, wieder mal fast windstill. Die unverbaute Küstenlandschaft beeindruckt mit ihren steilen Klippen und Felsenhöhlen. Am Cabo de Palos können wir einige Male fliegende Fische beobachten. Cartagena liegt an einem großen Naturhafen. Phönizier, Karthager und Römer haben hier ihre Spuren hinterlassen. Heute befinden sich hier Industrie- und Fischereihäfen, ein bedeutender Stützpunkt der Marine sowie zwei Yachthäfen. Als wir in die Hafenanlage einfahren sorgt zunächst ein ausfahrendes TUI Kreuzfahrtschiff mit unklarem Kurs für Irritation. Am Abend in der Stadt werden wir durch Musik zum Rathaus gelockt. Hier findet heute das Fest der Karthager und Römer statt, die in ihren Kostümen durch die Altstadt ziehen. Wir laufen zum San Francisco Platz und essen abseits des lärmenden Umzuges in einem Terassenrestaurant sehr gute Chuletas de Cordero (Lammkoteletts). Am nächsten Tag fahren wir mit einem Fahrstuhl auf die Burg Castillo de la Conception und laufen durch den Parque Torres mit schöner Aussicht auf den Hafen und die Stadt.

Cartagena - Águilas

Montag 01. Oktober. Als wir Cartagena verlassen passieren wir die Punta de la Poldadera mit ihren Befestigungsanlagen. Weiter geht die Fahrt zum Cabo Tinoso und über den Golf von Mazarron zum Cabo Cope. Wenige Seemeilen dahinter liegt Aguilas. Wir fahren den Hafen Águilas and El Hornillo an. "Completo, completo" (belegt) lautet die Antwort des Hafenmeisters. Also fahren wir weiter in den neueren Hafen Puerto Deportivo Juan Montiel, der etwas abseits der Stadt liegt. Hier gibt es ausreichend Platz. Das Wetter ändert sich jetzt spürbar. Am Tag in der Sonne ist es nach wie vor sehr heiß aber sowohl morgens als auch am Abend nach Sonnenuntergang brauchen wir eine wärmende Jacke. In Águilas werden unsere Pläne für das Saisonende dieses Jahr konkreter. Unser Rückflug ist für den 24. Oktober gebucht. Wir suchen nach einem guten Winterlager und sehen Möglichkeiten in Aguadulce oder Almerimar. "Sailors plans are written in the sand." Mit Benalmadena wird es dieses Jahr wohl nichts mehr werden.

Águilas - Garrucha

Mittwoch 03. Oktober. Bei herrlichen Wetter und wundervoller Küstenlandschaft, mit Blick auf die Sierra de Almagro, fahren wir weiter nach Garrucha, einem kleinen Ort der bekannt für seine Mariscos (Meeresfrüchte) ist. Wir gehen in die 2012 neu erbaute Marina und machen uns längsseits eines Steges fest. Der Hafen ist nach Süden offen, und am nächsten Tag bläst unangekündigt ein kräftiger Südwind. Es herrscht kräftiger Schwell im Hafen, wir werden gegen den Steg gedrückt und die Leinen sind stark beansprucht. Aber die Spanier sind sehr hilfsbereit. Ein Marinero kommt auf unser Boot und befestigt zwei Mooringleinen die uns vom Steg abhalten.

Garrucha - San José - Aguadulce

Samstag 06. Oktober. Geplant ist ein kurzer Schlag von vier bis fünf Stunden nach San José. Die Sonne scheint, der Wind ist schwach. Wir fahren entspannt mit Motor und Vorsegel entlang der Steilküste der Sierra Cabrera. Hin und wieder schwirren blitzschnell fliegende Fische durch die Luft. Und in der Ferne sehen wir zwei Delfine. Gegen 15:00 Uhr fahren wir in den Hafen San José ein. Der Hafenmeister nimmt uns in Augenschein und weist uns dann freundlich aber bestimmt ab. Bis zum nächsten Ziel, Aguadulce, sind es nochmal fünf Stunden Fahrt, was wir bei Tageslicht noch schaffen könnten. Wir passieren das Cabo de Gata, fahren über den Golf von Almeria und genau zum Sonnenuntergang erreichen wir den Hafen. Wir machen an der Tankstelle fest und melden uns an. Dann erhalten wir unseren Liegeplatz in der hintersten Ecke am Kran. Beim Anlegen ist es schon stockdunkel und der Marinero ist eine große Hilfe. Weil wir hungrig sind gehen wir noch in ein Restaurant. Die Wege sind sehr weit hier, wir müssen praktisch um den ganzen Hafen herumlaufen um in die Stadt zu kommen. Wir hatten uns diesen Ort als Winterliegeplatz vorgestellt aber das wollen wir jetzt nicht mehr. Gut dass wir noch Zeit haben und weiter ziehen können.

Aguadulce - Almerimar

Sonntag 07. Oktober. Im Golf von Almeria beginnt der Küstenabschnitt Costa del Sol. Hinter langen Sandstränden mit ihren Städten bilden die Berge der Sierra Nevada, mit 3.482 m das höchste Gebirge der Iberischen Halbinsel, eine beeindruckende Kulisse. Wir fahren vorbei an Roquetas de Mar, passieren die Punta Elena und die Punta Entinas und fahren in den Yachthafen Almerimar, einer weiteren Empfehlung für einen Winterliegeplatz. Der Meldesteg an der Tankstelle vor dem Hafenbüro ist belegt. Kein Problem, wir bekommen sofort einen Liegeplatz und ein Marinero hilft wieder beim Anlegen mit den Moorings. Als E. später zur Anmeldung geht muß sie fast eine Stunde auf Abfertigung warten. Der sehr freundliche Hafenmeister ist mit zwei polnischen Seglern beschäftigt, die mit spärlichem Englisch einen Jahresliegeplatz buchen. Als E. an der Reihe ist spricht der Hafenmeister deutsch und er gibt uns für die Wartezeit einen stattlichen Rabatt. Almerimar gefällt uns sehr. Der Yachthafen ist sehr gut angelegt, rund um die Hafenbecken sind Restaurants und Geschäfte sowie kleine Hotels und Wohnanlagen. Die Leute, darunter viele Liveaboards, sind entspannt und gut gelaunt. Wir gehen zum Abendessen in eine Tapasbar. Für ein Glas Wein inklusive wohlschmeckender Tapas zahlen wir nur 2,70 Euro - unglaublich.

Almerimar - Motril

Montag 08. Oktober. Windfinder hat heute und morgen Ostwind vorhergesagt. Wir wollen den günstigen Wind für unsere Fahrt nach Westen nutzen und legen vormittags ab. Der Wind reicht leider nicht zum Segeln, wir brauchen wieder den Motor. Vorbei an Adra und dem Cabo Sacratif kommen wir nach Motril. Als wir in den großen Industriehafen einfahren legt gerade eine Fähre nach Tanger ab. Die Marina befindet sich hinter den Fähranlegern. Wir rufen per Funk die Marina Motril an und sehen auch schon eine Person zwischen zwei Booten winken. Der sehr rührige Hafenmeister behandelt uns wie Ehrengäste und bedrängt uns, auch wegen der schlechten Wetteraussichten, länger zu bleiben. Neben der Marina Motril befindet sich noch der Club Nautico mit etwas besseren Steganlagen und einem Restaurant. Da der Hafen nach Südosten offen ist gibt es bei der heutigen Windrichtung reichlich Schwell. Eine unruhige Nacht steht uns bevor.

Motril - Caleta de Vélez

Dienstag 09. Oktober. 5 Bft sind angesagt und über 1,5 m Welle, aber von achtern, deshalb wollen wir es riskieren. Als wir ablegen scheint die Sonne, der Himmel über dem Meer ist leicht bewölkt und übers Land ziehen dunkle Wolken. Draußen setzen wir das Vorsegel und wie erwartet gleiten die Wellen unter der Impuls durch und verursachen ein kräftiges Rollen. An der Punta de la Mona wird die Welle immer höher, der Wind frischt auf und es wird recht ungemütlich. Die Bewölkung nimmt rasch zu, Regen und Gewitter ist auch noch angesagt, wir fahren ins Finstere und reffen das Vorsegel. Vor der Punta Vélez-Malaga beginnt dann ein heftiger Regen. Kurz vor Caleta de Vélez ist der Spuk vorbei und die Sonne scheint wieder. Am Ende bekommen wir noch einen günstigen Liegeplatz und wir sind froh, hierher gefahren zu sein. Nach mehreren Tagen unterwegs gönnen wir uns hier eine kleine Pause.

Caleta de Vélez - Benalmádena

Samstag 13. Oktober. Nach der Vorhersage sollte heute genügend Wind zum Segeln sein, leider ein Irrtum. Die See ist still und der schwache Wind zeichnet nur ein paar Muster auf die Meeresoberfläche. Unter Motor kommen wir am Nachmittag in Benalmádena an und fragen nach einem Liegeplatz für die Wintersaison. Der Hafenmeister meint: Eigentlich sind wir voll. Am Ende findet er aber doch noch einen Platz. Am Abend feiern wir unseren Saisonabschluss in einem Lokal in der Marina mit Blick auf den Sonnenuntergang. Wir sind dieses Jahr 1.680 Seemeilen in 67 Fahrtagen auf Flüssen, Kanälen und dem Mittelmeer gefahren.
In den nächsten Tagen machen wir das Schiff "winterfest". Im Hafenbecken gibt es reichlich Schwell, wir kaufen neue Festmacherleinen am Bug mit Forsheda Ruckdämpfern. Die Mooring wird, wie mit dem Hafenmeister besprochen, von Tauchern noch ein Stück nach achtern verlegt. Die Segel werden zum Trocknen in der Sonne gesetzt, das Vorsegel wird abgeschlagen und verstaut, das Großsegel nur mit der Persenning abgedeckt. Mit dem Yachtservice der Marina vereinbaren wir, dass das Schiff für einen neuen Unterwasseranstrich Mitte Februar aus dem Wasser geht. Auch die Motorwartung verschieben wir ins nächste Jahr.
Am Freitag treffen wir uns mit Diane und Richard, unserer Gastfamilie aus Brighton bei einem Aufenthalt in 1996. Das Wiedersehen nach 22 Jahren ist so herzlich, als hätten wir uns nur kurz aus den Augen verloren. Die Beiden sind vor fünf Jahren nach Benalmádena gezogen, wohnen in einem schönen Haus und wollen nicht mehr nach England zurück. Als es nachmittags zu regnen anfängt meint Richard mit seinem britischen Humor: "I'ts just like summer in Brighton, one of the better days." Die beiden wollen ab und zu nach unserem Schiff sehen und im Frühling treffen wir uns wieder. Étanche meldet, dass ihre Reise zum Mittelmeer verschoben wird. Ellis bekommt kein Sabbatical und am Schiff muß der Ankerkasten repariert werden. Je nach Lage wollen sie 2019 oder 2020 starten.
Am Tag vor unserer Abreise steht das übliche Putzen und Packen an. Am 24. Oktober bringt uns ein Taxi zum Flughafen Malaga. Zu Hause angekommen ist alles in bester Ordnung. Wir bedanken uns bei unseren Nachbarn für ihre Hilfe, die uns solche langen Aufenthalte in der Ferne erleichtern.



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