Frühling in Muiderzand
In der Winterpause werden Pläne für die neue Saison geschmiedet. Im Sommer wollen wir unsere "Impuls" in die Ostsee überführen
und entlang der Route alter Hansestädte segeln. In Vorbereitung der großen Reise soll unser Unterwasserschiff einen neuen
Antifoulinganstrich erhalten und der Rumpf soll gereinigt und poliert werden. Wir fahren am 10. März nach Muiderzand - zu früh
wie sich herausstellt. Es gibt Probleme mit der Stromversorgung und bis zum Saisonbeginn gibt es auch kein Wasser am neuen Steg.
Für die Arbeiten am Schiff beauftragen wir den Shipshape Jachtservice. Wir bekommen Ende März einen Termin zum Auskranen,
zwei Tage später könnte das Schiff wieder ins Wasser. Bis dahin ziehen wir uns zurück nach Hause wegen des anhaltend schlechten
Wetters.
Zum Krantermin sind wir wieder da. Als die Impuls an Land steht sehen wir den Schaden am Ruder. Die Grundberührung vor Harlingen
blieb nicht ohne Folgen. Dass es so schwerwiegend sein würde, hätten wir nicht gedacht. Die Reparatur wird länger dauern als erwartet.
Wir müssen erneut die Heimreise antreten.
Es vergeht mehr Zeit als erwartet. Erst nach vier Wochen ist unser Schiff endlich fertig. Es wird am 24. April durch den Jachtservice
eingekrant und auf dem neuen Liegeplatz G26 verholt. Als wir nach ewigen Staus in Muiderzand ankommen funktioniert unsere Zugangskarte
an der Schranke nicht. Das Havenkaantor ist nicht mehr besetzt. Ein anderer Segler erkennt unsere Not und öffnet uns die
Schranke zur Einfahrt in die Marina. Am Boot angekommen gibt es wieder keinen Strom aber unser Schiff spiegelt sich
blendend sauber im Wasser. Am Abend feiern wir unser Wiedersehen mit Ellis & Roy. Wir sind froh wieder an Bord zu leben.
Es bleibt für die Jahreszeit zu kalt und wir nutzen das Auto zu Ausflügen in die Umgebung.
Königstag in Amsterdam
Montag 27. April. Nach zwei Tagen Regen scheint heute zum Königstag (Koningsdag) die Sonne. Wir fahren mit dem Sprinter-Zug nach A'dam.
Der Zug ist randvoll und wir müssen uns reindrängeln. In Amsterdam ist Party angesagt. Der Königsgeburtstag ist ein riesiges Volksfest.
Orangefarbenes Outfit, die Farbe des Königshauses von Oranien, ist überall zu sehen. Auf der Damrak, der Hauptstraße die Amsterdam Centraal
mit dem Dam Platz verbindet, ist kein durchkommen. Wir biegen links ab und gehen durch Chinatown, vorbei am NAM KEE, wo wir vergangenes
Jahr Peking Ente gegessen haben, Richtung Neumarkt. Die vorangegangene Koningsnacht, auf der in den Königstag hineingefeiert wurde, hat ihre
Spuren hinterlassen. Wir sehen viele Flohmärkte und kleine Verkaufsstände. Diese Vrijmarkten (Freimärkte) gibt es nur an diesem Tag,
weil am Königstag jeder Niederländer ohne Genehmigung und Steuerabzug auf der Straße etwas verkaufen darf. Wir laufen am Kloveniersburgwal
entlang Richtung Keizersgracht. Auf den Grachten groovt es. Unmengen vollbeladener Party-Schiffe fahren mit lauter Musik umher. Kakofonie
hallt von den Häuserwänden. Am Ende schaffen wir es noch auf dem Dam Platz, der sich als Rummelplatz mit neumodischen Attraktionen darstellt.
Nicht unser Geschmack. Wir haben genug Schönes gesehen, gehen zur Zentralstation und fahren zurück zum Schiff.
Naarden und Huizen
Freitag 1. Mai. In Naarden schauen wir uns den Yachthafen am Gooimeer an. Wir laufen weiter ins Zentrum der alten Festungsstadt zur alles
überragenden St. Vitus Kirche, einer gotischen Basilika aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Vor der Kirche steht auf einem mannshohen Sockel
eine Statue des Philosophen Johann Amos Comenius, der zeitweise in der Stadt lebte und hier begraben ist. Beim Bäcker
am Straßenrand gibt es Kofje met home-made Appeltaart. Naarden gehört zur Provinz Nordholland. Die Stadt wurde im Achtzigjährigen Krieg
1572 von den Spaniern eingenommen („Bloedbad van Naarden“). 1672 eroberten es die Franzosen im Holländischen Krieg. Im Jahr darauf
gewann Wilhelm III. von Oranien-Nassau die Stadt zurück. Von 1675 bis 1685 wurde Naarden zur Festungsstadt umgestaltet. Wir fahren weiter
nach Huizen. Am gegenüberliegenden Ufer des Gemeindehafens sehen wir die Schornsteine einer alten Kalkbrennerei. Sie gehören heute zum noblen
Restaurant "De Kalkovens". Nach einem Besuch des Yachthafens fahren wir Richtung der Kalköfen und kommen an das 2012 erbaute Hotel "Nautisch
Kwartier". Das gesamte Ensemble aus Hotel, Holzhäusern und Restaurants (RIVA Wijnlounge, CornelisZ, De Kalkovens), direkt am Wasser gelegen,
macht einen hervorragenden Eindruck. Uns erinnert es etwas an Halifax, Kanada.
Utrecht
Dienstag, 5. Mai. Wir besuchen Utrecht. Kaum angekommen geht ein kräftiger Regenschauer nieder. Wir finden Unterschlupf in einem Park-Pavillon.
Dem nächsten Schauer weichen wir aus in Utrechts Archief und der Gaststätte "De Rechtbank" unweit des Utrechter Doms. Am Domplatz angekommen
stehen links der Domturm und rechts das Kirchengebäude. Ungewöhnlich denken wir. Im Inneren der Kirche klärt sich alles auf. Das jetzige Gebäude
ist nur noch Querschiff und Chor. Der riesige Domplatz war einmal das Mittelschiff, welches durch einem schweren Sturm im Jahr 1674 zerstört
wurde. Das Querschiff ist schon riesig und beeindruckend. Wie muss erst der Dom in seiner vollen Pracht gewirkt haben. Wir gehen durch den
Domturm, mit 112m der höchste Kirchturm der Niederlande, zum Vismarkt. Weiter durch die Altstadt zum Bahnhof Centraal Station. Zurück an der
Oudegracht, mit ihren vielen, zu Kneipen umgestalteten Grachtenkellern. Auf dem Weg zum Auto, kommen wir an einem Haus vorbei, in dem
Wilhelm Conrad Röntgen gewohnt hatte. Er hatte in Utrecht 1861 - 1863 die Technische Schule besucht. Zurück in der Marina beginnt der angekündigte
Sturm mit 8 Bft. Wir bringen noch eine zusätzliche Vorspring aus.
Lisse
Donnerstag, 7. Mai. Überall in Holland sehen wir Postkarten mit riesigen Tulpenfeldern. Wir wollen uns diese Farbenpracht in natura ansehen,
deshalb fahren wir nach Lisse in den Keukenhof (Küchengarten), einer niederländischen Touristenattraktion. Im Internet steht, dass auf 32 ha
Parkanlage bis zu 7 Millionen Blumenzwiebeln gepflanzt werden. Der Andrang ist groß. Es ist aber alles so gut organisiert, dass es keine Wartezeit
gibt. Wir werden auf einen riesigen Parkplatz geleitet und gelangen über den Nordeingang in den Park. Vorbei an zahlreichen Tulpenbeeten gehen wir
in den Beatrix Pavillon. Hier gibt es eine beeindruckende Orchideenschau. Weiter durch herrliche Azaleen Anpflanzungen. Japanischer Garten,
Windmühle, Labyrinth und Streichelzoo. Im Oranje Nassau Pavillon werden Kombinationen von Blumen und ihren Malereien gezeigt. Der 125. Todestag
von Van Gogh (1853-1890) ist das diesjährige Thema im Keukenhof. Im Willem-Alexander Pavillon gibt es die größte Lilienausstellung der Welt und
eine Amaryllisschau. Die Lilien sind zu stilisierten Torbögen angeordnet und verströmen einen betörenden Duft. Wir sind begeistert von den
Arrangements des ganzen Parks. Auf einem Areal schlängelt sich ein Bach, nachgebildet aus tausenden blauen Traubenhyazinthen. Der Tag bietet
uns einzigartige Bilder und spricht alle Sinne an.
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