"Kreuzfahrschiffe bieten ihren Gästen:
Luxus,
Langeweile und
Leberschäden."

(Aus unserem Reiseführer)









Transatlantik Kreuzfahrt 2014

Von Bella Italia nach Sunshine City für 619€ versprach ein Angebot von Costa Kreuzfahrten, das unser Fernweh weckte und die Sehnsucht Karibik erfüllen würde. Wir freuten uns auf die uns unbekannten Häfen, auf Sonne und Wärme in südlicheren Gefilden, auf karibisches Feeling und ein bisschen Reggae unter Palmen sowie die Stadt Miami. Darüber hinaus genießt man auf einer Kreuzfahrt etwas Luxus und trifft möglicherweise interessante Mitreisende. Anfang Dezember solle es auf dieser Route losgehen.

Savona

Dienstag 02. Dezember. Wir kamen mit dem Fernbus nach Savona, einer italienischen Hafenstadt an der Riviera. Direkt am Hafen schmiegt sich die Altstadt mit breiten Einkaufsstraßen und schmalen Gassen an die Hügel des ligurischen Berglandes. Beim Blick von der Altstadt zurück zum Hafen wirkt das Kreuzfahrtschiff in seinen Dimensionen wie ein kolossaler Fremdkörper in der Landschaft. Wir gehen am Nachmittag an Bord und nach der obligatorischen Rettungsübung heißt es pünktlich 17:00 Uhr "Leinen los". Schnell wird es dunkel und es ist Zeit zum Abendessen. Und zum Essen will man auch etwas trinken. Costa bietet ein "All Inclusive Beverage Package" für 25€ pro Person und Tag an. Soll man, oder besser nicht? Ein Blick in die Getränkekarte zeigt: Bier 6€, Flasche Wein ab 23€, Cocktails ab 6,45€, Espresso für 2,40€ und 6 Flaschen Wasser für 32€ (dabei spart man noch 15% wird suggeriert). Der gemeine Kreuzfahrer muss sich entscheiden. Der Reisepreis war doch eigentlich günstig. Und jetzt Getränke für 73% des Reisepreises und nur dann, wenn jede Person einer Kabine das gleiche Paket bucht. Die Marketing Leute haben ihr bestes gegeben: "Wählen Sie jetzt und denken Sie nicht mehr daran"! Trinken muss man schließlich und nicht nur zu den Mahlzeiten. Also was soll's. Her damit. Abendessen, Barbesuch, schließlich muss man die Ausgaben für das Getränkepaket irgendwie abarbeiten.
Das Schiff: Costa Luminosa: 92.600t, Länge 294m, Breite 32,25m, Passagiere 2.826, Besatzung 921, Baujahr 2009, Italienische Flagge.

Auf See

Mittwoch 03. Dezember. Frühstück, Mittagessen, Abendessen. Schlaraffenland. Es fällt schwer sich zu mäßigen. Beim heutigen Mittagessen landeten nur kleine Häppchen auf dem Teller: Gambas, Muscheln, Fisch, Lamm, Reis, Antipasti, Bruscetta und Torte. Dazu Weißwein und Espresso. In der Summe wieder einmal zuviel. Abends wieder Schlaraffenland. Es gibt Rindercarpaccio, Penne mit Muscheln, Kaninchen und Mangosorbet. Dazu Grillo, einen sizilianischen Weißwein. Danach ziehen wir durch die Bars. Cocktail di gorno: Planter's Punch - geht so. Wir entdecken unser Lieblingsgetränk, welches durch Ernest Hemingway bekannt wurde: Mojito (Rum, Mint, Lemmon, Brown Shugar, Soda). Zum Abschluss Espresso und Cappuccino. Dieses "All Inclusive Beverage Package" findet seine Opfer.

Donnerstag 04. Dezember. Italien assoziieren wir mit guter Küche. Und Costa macht diesem Ruf alle Ehre. Für mehr als 2.5 Tausend Passagiere zweimal täglich ein Viergangmenü zu zelebrieren, verlangt von Service und Küche schon großes Können. Das Frühstück wird an mehreren Buffets bereitgestellt. Zu Mittag kann der Gast wählen, ob er sich am Buffet bedient oder im Restaurant mit einem Vier-Gänge Menü bedienen lässt. Und zur Kaffeezeit werden an den Buffets kleine süße Stückchen, Törtchen und Obst serviert. Das Abendessen wird im Restaurant eingenommen. Wegen der Menschenmenge werden die Gäste in zwei Durchgängen zu Tisch gebeten. Wir sind froh darüber, im ersten Durchgang ab 18:15 Uhr zu Tisch zu gehen. Alle Mahlzeiten stellen selbst Feinschmecker zufrieden. Wir zollen der Küche für die Leistung auf unserer Reise größten Respekt.

Beim Frühstück übt Bernd heute Selbstdisziplin. Eine halbe Scheibe Toast mit einer Sardine, eine halbe pink Grapefruit, ein kleines Stück Kuchen und Cappuccino. Danach sonnen auf dem Achterdeck. Mittagessen im Restaurant Taurus. Thunfisch auf Zucchini im Blätterteig, Tagliatelle, Lammkoteletts, Ananassorbet. Sonnen bis zur Tea Time. Earl Grey mit Schokotart. Abends Galadinner: Pastete, Pasta, Kalbshaxe, Schokotart mit Erdbeeren. Kreuzfahrten sind ungesund, aber machen auch irgendwie Spaß.
Gegen 20:00 Uhr passieren wir Gibraltar. Lichterketten. Europa rechts und Afrika links. Cocktails und Gespräche auf dem Achterdeck.

Casablanca (Marokko)

Freitag 05. Dezember. Die Reise ist so organisiert, dass wir morgens in einen Hafen einlaufen und am späten Nachmittag wieder ablegen. Beim Landgang selbst haben Gäste Vortritt, die einen Ausflug gebucht haben, Gäste wie wir, die sich nur die Füße vertreten wollen, haben genügend Zeit zum Frühstück. Dann hat sich der Menschenstrom an den Ausgängen meist verflüchtigt. Wir treffen uns nach dem Frühstück mit einem Paar vom Niederrhein, dazu gesellt sich noch eine Serbin. Zu fünft gehen wir von Bord. Am Kai liegt die Windjammer A.v.Humbold II, deren grün betuchtes Schwesterschiff durch Bierwerbung bekannt wurde. Ein kurzes Stück weiter sind wir von arabischen Taxifahrern und Fremdenführern umringt, die aufdringlich ihre Dienste anbieten. Wir lehnen ab. Nach einer Viertelstunde im Schlenderschritt verlassen wir das Hafengelände. Unser Ziel ist Rick's Cafe. Dieses Cafe aus dem Film "Casablanca" ist reine Fiktion es wurde vor 10 Jahren von einer Amerikanerin eröffnet und siehe, die Legende lebt, einige Schaulustige lassen sich schon vor dem Cafe fotografieren. Das Cafe öffnet erst in einer Stunde. Wir laufen durch die Medina und sehen keine weiteren Touristen. Die Einheimischen blicken skeptisch, lassen aber zu, dass unauffällig fotografiert wird. Ein plötzlich einsetzender Regenschauer lässt uns auf einem Platz unter einen Gummibaum flüchten. Wir werden ordentlich nass und gehen, nachdem der Regen etwas nachgelassen hat, in Rick's Cafe. Die Außenansicht ist nicht so spektakulär, drin macht es einen überraschend angenehmen Eindruck. In der Mitte steht der legendäre "Spiels noch einmal, Sam" Flügel. Wir setzen uns an die Bar und trinken Casablancabier. Das Wetter meint es nicht so gut mit uns, deshalb gehen wir bald wieder zurück auf das Schiff.

Funchal (Portugal)

Sonntag 07. Dezember. Funchal empfängt uns mit wechselhaftem Wetter. Unseren Schirm haben wir in Rick's Cafe vergessen. Wir gehen entlang der bemalten Hafenmauer, die Bilder und Symbole zeigen, aus welcher Herren Länder die Schiffe kommen, die hier festmachen. Wir lächeln, als wir eine Zeichnung bemerken, die das Symbol von Scheveningen zeigt. Unser Weg führt zuerst in den kleinen Park am Casino. Wir kommen zu einer Statue, die unverkennbar die Sissi darstellt und zum Columbus Denkmal. Wir sehen Agaven, blühende Strelitzien, exotische Pflanzen und grüne Laubbäume. Die Straße führt ins Centrum. Die Stadt ist sauber, die Bürgersteige und Plätze sind aus Lavagestein in schwarz, weiß gepflastert, das teils in Mosaiken ausgelegt ist. In der feuchten Luft glänzt es wie gebohnert. Als es wieder anfängt zu regnen suchen wir Zuflucht im Theatercafe auf der Av. Arriaga mit Free WiFi. Nach einem kurzem Besuch der Episcopal See Cathedral laufen wir zur Madeira Seilbahn in der Altstadt. Wir fahren zur Bergstation hinauf. Wir schweben über tiefen Schluchten mit viel Grün, prächtig blühenden Bougainvilleen und über Dächer aus hellroten Dachziegeln, im goldenen Sonnenlicht eine unvergleichliche Harmonie der Farben. Wir bewundern die herrliche Aussicht auf die Stadt, die umliegenden Berge und das Meer. Oben angekommen besuchen wir die Kirche Nossa Senhora do Monte. Hier ist der Habsburger Karl I bestattet, der auf Madeira 1921 ins Exil ging. Wir schauen noch eine Weile der Betriebsamkeit der Korbschlittenfahrer zu und fahren danach mit der Seilbahn zurück zur Stadt. An der Küste führt eine modern angelegte Promenade durch Garten- und Freizeitanlagen zurück zum Hafen.

Santa Cruz de Tenerife (Spanien)

Montag 08. Dezember. Santa Cruz ist mit 300.000 Einwohnern schon eine Großstadt. Sie liegt geschützt hinter einer Außenmole und den großen Hafenanlagen, eingebettet in die Ausläufer des Anagagebirges. Vom Meer kommend schaut der Besucher auf zahlreiche, dicht zusammenstehende Hochhäuser wie auf eine Wüste der Zivilisation aus Beton und Glas. Kein Vergleich mit dem lieblich, schönen Funchal. Für den Transfer vom Schiff durch das Hafengelände zur Stadt ist ein Shuttlebus eingerichtet. Vom Hafentor laufen wir zur Plaza de Espania und weiter auf der Geschäftsstraße Calle de Castillo zum Stadtpark. Bei Mc D. gibt es kein ordentliches WiFi - sch... Laden. Auf dem Rückweg besuchen wir die Iglesia de Pilar. Vorbei am Teatro Guimera zur ältesten Kirche der Stadt, Iglesia de la Conception. Sehenswert hier ist das "Kreuz der Eroberung" von 1494. Es hängt in einer dunklen Nische und wegen des aktuell stattfinden Gottesdienstes haben wir auf ein Foto verzichtet. Wir können den Einkaufsmeilen von St. Cruz bei Schmuddelwetter nichts abgewinnen und sind schon mittags wieder zurück auf dem Schiff. Beim Mittagsmenü erzählt eine Schweizerin, wie enttäuscht sie von der Stadt sei. Wir stimmen ihr zu.

Auf See

Wir verlassen Europa und überqueren wir den Atlantik. Neptun ist uns wohlgesonnen, das Meer zieht ruhig in kleinen langen Wellen mit vereinzelten Schaumköpfen an uns vorbei. Das Wetter lichtet sich, es wird sonniger und wärmer. Vergeblich halten wir Ausschau nach Delphinen, wir sehen aber nur vereinzelt ein größeres Frachtschiff und tatsächlich zweimal ein Segelboot in der Ferne. Die Tage auf See bekommen Struktur durch die Mahlzeiten und das Unterhaltungsprogramm. Nach einem späten Frühstück ist Zeit für ein Sonnenbad oder zum Lesen auf einer Liege im Schatten. Nach dem Mittagsmahl genießen wir einen Espresso an der Bar. Zur Unterhaltung werden Tanzkurse, Quizrunden, Bingo und Bastelstunden angeboten. Das ist nichts für uns, wir suchen uns erneut eine Liege im Schatten und bereiten uns mental auf die Karibik vor. Immer wieder geht der Blick aufs Meer bis es Zeit für das Abendmenü ist. Bei all diesem Müßiggang ist es schwer vorstellbar, dass die Tage relativ schnell vergehen. Am Abend des zweiten Seetages passieren wir den nördlichen Wendekreis des Krebses bei 23°26'N. Zur Sonnenwende steht die Sonne hier im Zenit. Auf dem Achterdeck beobachten wir, daß die Mondsichel nicht mehr senkrecht, sondern waagerecht steht - warum eigentlich?
Die Mondebene (Bahnebene, auf der der Mond um die Erde lauft) ist gegenüber der Ekliptikebene (Bahnebene, auf der die Erde um die Sonne lauft) um etwa 5,1° geneigt. Der Mond steht also einmal oberhalb, andermal unterhalb der Ekliptik. Die Durchgänge des Mondes durch die Ekliptik nennt man Mondknoten oder Drachenpunkte. Durch die Neigung der beiden Ebenen liegt die Mondsichel immer wieder anders am Himmel. Je steiler Ekliptik und Mondbahn zum Horizont verlaufen, um so mehr scheint die Sichel "auf dem Bauch" zu liegen. Verläuft die Mondbahn dagegen flach zum Horizont, steht die Sichel fast senkrecht. Eine liegende Mondsichel, wie sie in äquatornahen Regionen häufiger zu sehen ist, wird auch als Mondschiffchen bezeichnet (Beispiel: Flagge Mauretaniens).



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